Donnerstag, 10. Dezember 2015

Gedanken zur Weihnachtszeit

Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine besondere Zeit. Jeder von uns erlebt diese Zeit mit seinen eigenen Gedanken, Gefûhlen, Vorstellungen und Wünschen. 
Hier einige Gedanken, die mir in den letzten Jahren im Dezember gekommen sind:
(Auf dem Titel klicken)






Wie erlebst du die Weihnachtszeit? Was ist dir wichtig? Was würdest du ändern wollen? 
Wenn du willst, schreibe mir: geliblond@gmail.com

Besinnliche Adventstage wünsche ich euch!

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Die Kunst des Schweigens

“Reden ist sein Liebstes, und das tut er bevorzugt über sich selbst.” Dieser Satz und ein toller Vortrag über Kommunikation von einer Freundin, brachten mich dazu, meine Gedanken schriftlich festzuhalten.
Wer oft mit Menschen in Kontakt ist, hat bestimmt schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Jemand redet viel und gerne – über sich. Nicht nur das, jeder Satz dem der Gegenüber sagt, wird gebraucht um wieder über sich zu reden. Soviel zum Thema “zuhören können.” Sagst du: “Ich hatte diese Woche Kopfschmerzen.” Heisst es vom Viel-über-sich-selbst-Redner: “Oh ja, ich hatte diese Woche auch Kopfschmerzen.” Erzählst du etwas von deinen Kindern, erzählt er oder sie gleich auch etwas von seinen oder ihren Kindern (und wenn sie nicht Kinder hat, dann von den Grosskindern oder Nachbarskindern). Gehts dir schlecht, gehts dem Gegenüber natürlich auch schlecht. Gehts dir gut, gehts dem anderen auch gut. Jeder Satz von mir, wird zum Sprungbrett um über sich selbst zu sprechen.
Zwei Verhaltensweisen, die ich bei mir beobachtet habe. Erstens: wenn jemand nur von sich selbst spricht, werde ich schweigsam. Wenn jedes Wort von mir nur dazu führt, dass der andere über sich spricht, schweige ich. Meine Worte sind mir zu schade dafür.
Ein zweites: zu schweigen und nicht von sich zu sprechen, wenn jemand mir etwas erzählt, ist eine Herausforderung. Ich merke, dass ich selber dazu neige, gleich etwas von mir zu erzählen, wenn der Gegenüber von sich erzählt. Schweigend zuhören, ohne eigene Erfahrungen und Erlebnisse einzuflechten, ist eine Kunst. Manche beherrschen sie. Andere müssen lernen sich zu beherrschen.
Schweigen – mit meinen Worten geizen, wenn sie für einen Egotrip gebraucht werden und mit meinen Worten geizen, wenn ich zuhöre. Ich wünsche uns die Kunst des Schweigens, wenn unser Gegenüber spricht.

Samstag, 3. Oktober 2015

Ein Anhängsel

Bei Martin Luther, dem deutschen 
Reformator (1483-1546) liegt die Würze in der Kürze. Klar, direkt und unmissverständlich 
sind seine Gedanken, die uns von ihm geblieben sind.
So sagt er zum Beispiel: "Tritt frisch auf! Tu's Maul auf! Hör bald auf!"
In ähnlicher Kürze beschreibt er die Gnade Gottes. Er zeigt, welche Hoffnung uns bleibt, wenn wir immer wieder versagen und verzweifeln, weil unser Glaube nicht stark genung ist. Es nennt sich: 

Meine Hoffnung
Mir ist es bisher – wegen angeborener Bosheit und Schwachheit – unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen.
Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir – um Christi Willen – dieses täglich beweinte Zurückbleiben vergeben wird, so ist es aus mit mir.
Ich müsste verzweifeln, aber das lasse ich bleiben.
Wie Judas an einen Baum mich hängen, das tu’ ich nicht.
Ich hänge mich an den Hals oder an den Fuß Christi wie die Sünderin.
Und wenn ich auch noch schlechter bin als diese, ich halte meinen Herrn fest.
Dann spricht er zum Vater:
“Dieses Anhängsel muss auch durch. Es hat zwar nichts gehalten und alle Deine Gebote übertreten, Vater, aber er hängt sich an mich.
Was soll’s! Ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen.
Das soll mein Glaube sein.

In Psalm 103 finden wir dieselben Gedanken, verbunden mit einem Lobgesang. Die Luther-Bibel nennt es "Das Hohelied der Barmherzigkeit Gottes." 
Das soll auch mein Glaube sein. Ich möchte ein Anhängsel Jesu sein und mich so fest an Jesus hängen, dass ich niemals die Hoffnung verliere. Und diese Hoffnung soll mit Lob und Dankbarkeit vermischt werden. 

Freitag, 18. September 2015

Tägliche Nahrung für die Seele

Die Psalme und Sprüche sind seit zwei Jahren meine (fast) tägliche seelische Nahrung. Die Psalme helfen mir, die Beziehung zu Gott festigen und immer wieder neu zu erkennen, wie gross Gott ist. Die Sprüche geben mir Ideen für den normalen Alltag: Arbeit und Beziehungen. 
Die Psalme und Sprüche geben mir die Kraft, die ich für die vielen Anforderungen und Herausforderungen brauche. Sie zeigen mir, wie Gott ist und wie ich mit ihm reden kann. Meine Vorstellung von Gott (sprich Gottesbild) hat sich dadurch sehr verändert und ich lerne, das Leben gelassener zu sehen, weil ich weiss, dass Gott alles in seiner Hand hält. Ich schaffe es immer wieder zu schweigen, statt zu viel zu sprechen und nicht alles zu sagen, was ich denke - denn in Sprüche wird viel von dem Narren gesprochen, der zuviel spricht. Und wer schweigt (besonders der Narr), wird für weise gehalten. Das ist doch ein Versuch wert. 
Psalme und Sprüche - eine besondere Seelennahrung, die ich kostenlos, jeden Tag zu mir nehmen darf. Sie wirkt besser als jegliche Vitamine oder sonstiges Medikament, weil sie mich direkt, zu der besten Quelle des Lebens führt und mich erfrischt.
Hier eine kurze Übersicht, wie ich die Psalme und Sprüche ganz intensiv gelesen habe:

1. Dezember 2014

Für November hatte ich mir das Ziel gesetzt, jeden Tag 5 Psalmen und 1 Kapitel aus Sprüche zu lesen, meine Gedanken aufzuschreiben und in meinem Blog zu posten. Hier die Reihenfolge der Posts im November:

Einführung und Tag 1: Leben mit Tiefgang
Tag 2: Von nichts kommt nichts
Tag 3: Hast du heute schon danke gesagt?
Tag 4: Natur & Herz
Tag 5: Und doch...
Tag 6: Die Stimme Gottes in meinem Leben
Tag 7: Eine besondere Einladung
Tag 8: Dankbarkeit und ihre Folgen
Tag 9: Finde dein Kalkutta
Tag 10: Sehr loben & meine Worte
Tag 11: In der Stille
Tag 12: Mein Leben und sein Wert
Tag 13: Der wahre Reichtum
Tag 14: Der menschliche Mensch
Tag 15: Meine Gedanken vor Gott bringen
Tag 16: Dankbar und erleichtert
Tag 17: Zwei ernste Begleiter in meinem Leben: Glück und Fröhlichkeit
Tag 18: Meinen Glauben nicht im Alleingang leben
Tag 19: Im Schutz leben
Tag 20: Aus Opfer wird Geschenk
Tag 21: Gott bei der Arbeit zuschauen
Tag 22: Die Psalmen, ein besonderer Schatz
Tag 23: Großzügig oder geizig?
Tag 24: Das Wort Gottes und mein Lebenshaus
Tag 25: Aufmerksam sein - Gott und meinem Nächsten gegenüber
Tag 26: Gebet und Arbeit
Tag 27: Voneinander lernen
Tag 28: Am Ende steht die Dankbarkeit
Tag 29: Ein Gott voller Liebe
Tag 30: Gott in meinem Leben und mein Leben in Gott



Sonntag, 13. September 2015

Die Seele kultivieren

Der erste Frühlingsregen ist gefallen. Frische Luft, feuchte Erde und der Duft der blühenden Bäume machen wieder Lust auf Gartenarbeit. Es ist ein besonderes Gefühl, die nasse Erde zu bearbeiten und Samen auszustreuen. Wird es wachsen? Werden wir genug Regen bekommen? Das sind einige der Fragen, die dabei im Hinterkopf schwirren.
Heute morgen las ich die Aufforderung von Gordon MacDonald, meine Seele zu kultivieren. “Das passt”, dachte ich. Wie ich meinen Garten umgrabe, bearbeite und bebaue, so kann ich meine Seele hegen und pflegen. Seelen-arbeit statt Garten-arbeit. MacDonald schreibt: “Die Seele so zu formen, dass sie zu einem Ort wird, an dem Gott wohnt, ist die vorrangige Aufgabe eines Christen.” (aus: Warum Jesus keinen Burnout hatte. Seite 21) Ist meine Seele ein Ort, an dem Gott wohnen kann? Hat er Platz in meiner Seele? Hat er Raum, um in mir zu wohnen und durch mich zu wirken? Fühlt Gott sich bei mir wohl? Ist er willkommen?
Paulus fordert Timotheus auf, sich in der Frömmigkeit zu üben. Oder wie die Neues Leben Bibel schreibt: “Nutze deine Zeit und Kraft, um im Glauben immer stärker zu werden.” (1. Timotheus 4, 7b) Gartenarbeit braucht Zeit und Kraft. Seelenarbeit auch. Gartenarbeit braucht gute Planung und Vorbereitung. Seelenarbeit auch. Gartenarbeit ist anstrengend und manchmal frustrierend. Seelenarbeit auch. Und doch lohnt sich beides: die Seelenarbeit auch die Gartenarbeit. Der Garten trägt Früchte und die Seele wird zu einem Ort, wo Gott zu mir spricht.
“Gott, forme meine Seele. Verändere in mir, was verändert werden muss, damit du Raum hast in mir zu leben. Nimm weg, was stört und was mich davon abhält, auf dich zu hören. Sei du der Gärtner meiner Seele.”

Montag, 7. September 2015

Unterwegs sein – mit einer gepackten Tasche

“Mit meiner Tasche kann ich jederzeit das Land verlassen.” Dieser Ausspruch regte mich zum Nachdenken an. Wie packe ich meine Lebenstasche für die letzte grosse Reise, damit ich jederzeit dieses Erdenland verlassen kann?
Als Christ bin ich unterwegs. Mein Leben auf dieser Erde ist eine Durchreise. Hebräer 13, 14 sagt es so: Denn diese Welt ist nicht unsere Heimat; wir erwarten unsere zukünftige Stadt erst im Himmel. Und Philipper 3, 20: Aber unsere Heimat ist der Himmel, wo Jesus Christus, der Herr, lebt. Und wir warten sehnsüchtig auf ihn, auf die Rückkehr unseres Erlösers. Diese Welt ist für einen Christen nur eine vorübergehende Bleibe. Ein Tourist übernachtete in einem Kloster. Der zuständige Mönch zeigte ihm sein Zimmer mit nur einem Bett und einem Stuhl. "Wo sind denn eure Möbel?", fragte der Tourist erstaunt. "Wo sind denn Ihre?", antwortete der Mönch. Der Tourist war verwirrt: "Ich bin doch nur auf der Durchreise." Der Mönch lächelte: "Wir auch."
Leider vergessen wir es manchmal, dass wir unterwegs sind. Das wir noch nicht angekommen sind, sondern auf dem Weg sind. Deshalb betet Mose in Psalm 90, 12: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Eine andere Bibelübersetzung sagt: Lehre uns, unsere Zeit zu nutzen, damit wir weise werden. In anderen Worten: wie können wir uns auf unseren Tod vorbereiten? Können wir das? Ist es sinnvoll? Schon seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit diesem Thema und merke, dass nicht gerne darüber gesprochen wird. Alles wird geplant und gefeiert, nur an die letzte Abschiedsfeier will keiner so gerne denken, schon gar nicht darüber sprechen. Nachdem ich mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte, fiel mir der Vers aus 1. Korinther 15, 55 ein: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Tod hatte seine Macht über mein Leben verloren. Ich hatte die letzte Abschiedsfeier geplant, meine Lebenstasche gepackt und war fertig, um in meine ewige Heimat, den Himmel, zu reisen.
Einige Gedanken, die mir geholfen haben, meine Lebenstasche zu packen:
Erstens, um jederzeit vor Gott treten zu können, denn er ist es, der mich in meiner ewigen Heimat erwartet, brauche ich den Ausweis, dass ich sein Kind bin. In Johannes 1, 12 heisst es: Wie viele ihn (Jesus) aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.
Zweitens, wer ins Ausland reisen will, braucht in Paraguay ein Certificado de antecedentes policiales. Eine polizeiliche Bestätigung, dass keine straffälligen Vergehen vorliegen. Ist in meinem Leben alles geregelt? Sind meine Finanzen geregelt? Habe ich noch irgendwo Schuld – nicht nur finanziell, sondern auch Beziehungen, die geklärt werden müssten? Wartet noch jemand darauf, dass ich um Vergebung bitte oder muss ich jemanden sagen, dass ihm vergeben worden ist. Nicht immer ist es möglich, alles zu klären. Was ich regeln kann, versuche ich zu regeln, damit ich offen und frei vor Gott treten kann.
Drittens, ich brauche einen Fahrplan. Eine Reiseroute, damit ich weiss, was mich auf der Durchreise erwartet und wie meine zukünftige Heimat aussehen wird. Und das ist meine Bibel. Sie ist mein Wegweiser, meine Karte und gehört unbedingt in meine Lebenstasche.
Neben Ausweis, Zertifikat und Fahrplan ist mir mein Handy wichtig. Mit dem Handy kann ich jederzeit mit Gott in Verbindung treten. Das Handy ist also das Gebet. Ich brauche Proviant – das sind für mich gute Bücher, die mich ermutigen und neue Kraft geben. Auch Geld gehört in meine Lebenstasche – das sind gläubige Freunde, die mir helfen, auf dem Lebensweg zu bleiben und mit mir reisen. Und zum Schluss packe ich noch einen Mantel ein – er ist steht für die warme Gemeinschaft einer Gemeinde. In einer Gemeinde sind wir alle Durchreisende und die Gemeinschaft gibt uns die Kraft, durchzuhalten. So sieht meine gepackte Lebenstasche aus und bestimmt fallen dir noch paar Dinge ein, die du einpacken könntest.
Die Tasche ist gepackt, doch bin ich bereit, dieses Erdenland, dieses Leben zu verlassen. Alles in mir wehrt sich, wenn ich an mein eigenes Sterben denke. Und das ist normal und gut so, wir sollen und wir wollen ja leben. Wir sind geschaffen um zu leben. Wie kann ich mich trotzdem auf meinem Tod vorbereiten?
Drei Punkte, die mir geholfen haben:
Einmal das Entrümpeln. Meinen Haushalt regelmässig ordnen und alles weggeben, was ich nicht mehr brauche. Wegwerfen, was zerbrochen ist und verschenken, wovon ich zuviel habe. Keiner wird uns eines Tages dafür danken, dass wir so viel angesammelt und aufbewahrt haben. Ich stelle mir immer wieder die Frage, wie ich in Erinnerung bleiben will: als eine Frau mit überfüllten Schränken und zuvielen Sachen oder als eine Frau, die das Leben gelebt hat?
Entrümpeln ist loslassen. Sterben ist loslassen. Deshalb ist Entrümpeln eine gute Übung für die letzte Lebensreise. Die Geschichte einer alten Dame berührt mich jedesmal. Als sie starb, passten ihre persönlichen und wertvollsten Sachen im Kofferraum eines Autos. Sie hatte ihr Haus so weit entrümpelt, dass jeder wusste, was für sie wertvoll und wichtig war. Nicht Schränke voller Sachen, sondern das Wichtigste aus ihrem Leben passte im Kofferraum eines Autos. Ich hoffe, ich kann ihrem Beispiel folgen.
Ein Zweites: mein Lebensverzeichnis schreiben. Meine Familie wird es mir eines Tages danken, dass ich mir die Zeit genommen habe, mein Leben aufzuschreiben. Wer kann es besser wissen als ich, welches besondere Momente in meinem Leben waren? Wer wusste um meine schweren Zeiten, um meine Zweifel, um meine Freuden? Mein Lebensverzeichnis schreiben hilft mir, über mein Leben nachzudenken. Und da ich noch lebe, habe ich die Gelegenheit neue Erlebnisse und Erfahrungen zu machen und in einigen Jahren, Neues hinzuzuschreiben. Noch ist es nicht zu spät, die eigene Lebensgeschichte zu einem guten Ende zu bringen. Noch ist der letzte Satz nicht geschrieben.
Und ein Letztes: mein eigenes Begräbnis planen. Das ist ein besonders schwerer Punkt. Wer will schon darüber nachdenken? Und doch ist es in meinen Augen eine wichtige Sache. Ich war vor einigen Jahren auf einem Begräbnis, wo die verstorbene Person das ganze Programm und den Ablauf vorher geplant und organisiert hatte. Obwohl ich das vorher nicht wusste, merkte ich während der Trauerfeier, dass es eine besondere Feier war. Jeder wusste, was er zu tun hatte und die Familie konnte bewusst und gelassen Abschied nehmen. Ein von mir geplantes Begräbnis ist der letzte Liebesbeweis an meiner Familie und Freunde. Welche Lieder sollen gesungen werden? Wer soll predigen? Worüber soll gepredigt werden? Ich wünsche mir z.B. dass auf meiner Abschiedsfeier über den Himmel gepredigt wird, damit alle den Wunsch bekommen, auch in diese ewige Heimat zu reisen. Zwei Freundinne habe ich vor einger Zeit gefragt, ob sie eines Tages – falls es diesen Moment geben sollte – meinen Grabstein dekorieren können. Sie wissen, was ich liebe und meine Familie hat eine schwere Aufgabe weniger.
Meine Lebenstasche packen und mich auf den Tod vorbereiten – das ist ein Thema, dass viel Zeit braucht und schwerfällt. Gleichzeitig lehrt es mich, wie Mose sagt, zu bedenken, wie kurz mein Leben ist. Wenn ich darüber nachdenke und mich damit auseinandersetze, verliert der Tod seine Macht und ich kann mit Paulus sprechen: Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg? Meine Lebenstasche ist gepackt und ich bin vorbereitet, dieses Erdenland zu verlassen und vor meinem himmlischen Vater zu treten. Wenn ich dann endlich zuhause bin, werde ich lebendiger sein als je zuvor.

Mittwoch, 26. August 2015

Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben?

"Der Sinn der Vergebung liegt darin, dass wir Gott gegenüber dankbarer, anderen gegenüber barmherziger und uns selbst gegenüber wahrhaftiger werden", sagt Hans-Joachim Eckstein, ein evangelischer Theologe. Vergebung soll uns dankbarer, barmherziger und wahrhaftiger machen.
Die Geschichte in Matthäus 18, 21-35 zeigt, das Vergebung manchmal auch genau das Gegenteil bewirken kann.
“Dann kam Petrus zu ihm und fragte: »Herr, wie oft soll ich jemandem vergeben, der mir Unrecht tut? Sieben Mal?«  »Nein!«, antwortete Jesus, »siebzig mal sieben Mal! Deshalb kann man das Himmelreich mit einem König vergleichen, der beschlossen hatte, mit seinen Bediensteten, die von ihm Geld geliehen hatten, abzurechnen. Unter ihnen war auch einer, der ihm sehr viel Geld schuldete. Da er nicht bezahlen konnte, befahl der König das Folgende: Er, seine Frau, seine Kinder, und alles, was er besaß, sollte verkauft werden, um damit seine Schuld zu begleichen. Doch der Mann fiel vor ihm nieder und bat ihn: `Herr, hab doch Geduld mit mir, ich werde auch alles bezahlen.´ Da hatte der König Mitleid mit ihm, ließ ihn frei und erließ ihm seine Schulden. Doch sobald der Mann frei war, ging er zu einem anderen Diener, der ihm eine kleine Summe schuldete, packte ihn am Kragen und verlangte, dass er auf der Stelle alles bezahlen sollte. Der Diener fiel vor ihm nieder und bat ihn um einen kurzen Aufschub: `Hab doch Geduld mit mir, ich werde auch alles bezahlen.´ Doch der Mann war nicht bereit zu warten. Er ließ ihn verhaften und einsperren, so lange, bis dieser seine ganze Schuld bezahlt hätte. Als die anderen Diener das sahen, waren sie empört. Sie gingen zum König und erzählten ihm, was vorgefallen war. Da ließ der König den Mann rufen, dem er zuvor seine Schulden erlassen hatte, und sagte zu ihm: `Du herzloser Diener! Ich habe dir deine großen Schulden erlassen, weil du mich darum gebeten hast. Müsstest du da nicht auch mit diesem Diener Mitleid haben, so wie ich Mitleid mit dir hatte?´ Der König war so zornig, dass er den Mann ins Gefängnis werfen ließ, bis er seine Schulden bis auf den letzten Pfennig bezahlt hatte. Genauso wird mein Vater im Himmel mit euch verfahren, wenn ihr euch weigert, euren Brüdern und Schwestern zu vergeben.«
Ein Gott, der vergibt, wenn wir vergeben. Im Vaterunser beten wir: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und gleich nach dem Gebet sagt Jesus: “Wenn ihr denen vergebt, die euch Böses angetan haben, wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr euch aber weigert, anderen zu vergeben, wird euer Vater euch auch nicht vergeben.
Wenn wir den Sinn der Vergebung verstehen, werden wir dankbar Gott gegenüber, wir werden barmherziger mit anderen und wir werden ehrlich mit uns selbst werden.

Zum ersten Punkt: Vergebung macht dankbar
In Psalm 130, 3-4 lesen wir:  “Herr, wenn du unsere Sünde anrechnen würdest, wer könnte da bestehen? Doch du schenkst uns Vergebung, damit wir lernen, dich zu fürchten.”
Wenn ich über meinen Tag und meine Woche nachdenke, sehe ich viel Sünde. Hier etwas Falsches gesagt, dort nicht freundlich gewesen. Gestern mich nicht unterordnet und viel zu nervös zu den Kindern gewesen. Dort die Wahrheit nicht ganz gesagt und über jemanden negativ gesprochen. Wenn Gott das alles aufschreiben würden, könnte ich nicht vor ihm bestehen. Und so ging es auch dem Diener, als der König die Abrechnung machte. Es hatte sich soviel angehäuft, dass er, seine Familie und alles Hab und Gut verkauft werden sollte, um die Schulden zu bezahlen. Er konnte nicht bestehen bleiben. Was dann geschieht, beschreibt auch Psalm 103, 8 – 12: Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und voll großer Gnade. Er wird uns nicht für immer Vorwürfe machen und nicht ewig zornig sein. Er bestraft uns nicht für unsere Sünden und behandelt uns nicht, wie wir es verdienen. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade gegenüber denen, die ihn fürchten. So fern der Osten vom Westen ist, hat er unsere Verfehlungen von uns entfernt.
Ein barmherziger und gnädiger Gott, der die Sünde aus unserem Leben nimmt und sie ganz weit weg legt. Bis zur Sonne sind wir umgeben von der Gnade Gottes. Wir können nur vor Gott bestehen, weil er uns vergeben hat.
Stimmt mich das dankbar? Wenn ich daran denke, wieviel Gott mir schon vergeben hat und das jeden Tag aufs Neue, kann ich da nicht jubeln vor Freude und Dankbarkeit?
Als Jesus bei Zachäus zu Gast war, war dieser Zöllner so dankbar, dass er die Hälfte seines Reichtums den Armen geben wollte und Menschen, denen er beim Steuer zahlen betrogen hatte, wollte er es vierfach zurückgeben. Das war Freude und Dankbarkeit pur.
Der Diener in der Geschichte wird wahrscheinlich sehr froh und erleichtert gewesen sein, dass noch einmal alles gut gegangen war. Er war frei. Ohne Schulden. Ob er dankbar war? Als er jemanden sah, der ihm eine kleine Summe schuldete und um Gnade bat, hatte er kein Mitleid und liess ihn ins Gefängnis bringen.
Leider bin ich immer wieder wie dieser Diener. Ich erlebe Vergebung, bin aber nicht bereit, andere zu vergeben. Ich halte sie fest. Ich halte das, was sie mir angetan haben, fest.
Vergebung sollte uns zu einem Zachäus machen. Aus lauter Dankbarkeit könnten wir sagen: Gott, ich vergebe jeden, der mir Unrecht getan hat und ich bitte dich darum, dass du diese Personen auch vergibst und dass du sie segnest.

Und das ist der zweite Punkt: Vergebung macht uns anderen gegenüber barmherziger.
Wenn mir bewusst wird, wie oft ich sündige und wieviel Gott mir vergeben hat und immer noch vergibt, werde ich barmherziger mit anderen. Barmherzig bedeutet: mitfühlend sein, Verständnis für die Not anderer zeigen. Verständnis zeigen, wenn der andere mal einen schlechten Tag hat und sich nicht von der besten Seite zeigt. Warum? Weil es mir auch immer wieder mal passiert.
Barmherzig sein und vergeben, wenn der andere schlecht über mich redet. Warum? Wie oft habe ich schlecht über andere geredet, stimmt? Und Gott hat mir vergeben. Sollte ich dieser Person dann nicht auch vergeben?
Barmherzig und vergebend sein, wenn andere Fehler machen, weil ich auch oft Fehler mache.
Barmherzig und vergebend, wenn jemand nicht gleich etwas versteht (z.B. meine Kinder), denn wie lange brauche ich, bis ich etwas Neues gelernt habe.
Wenn ich barmherzig bin und vergebe, bedeutet das nicht, dass ich das, was Geschehen ist, gutheisse. Wenn jemand schlecht über mich spricht und ich ihr vergebe, heisst das nicht, dass es gut oder richtig war, was die andere Person über mich gesagt habe. Ich habe mich entschieden zu vergeben, weil Gott mir auch vergeben hat.
Es bedeutet auch nicht, dass ich so tun muss, als sei ich nicht verletzt. Jemand hat mich mit bösen Worten beleidigt. Ich fühle den Schmerz, auch wenn ich diese Person zu vergeben.
Vergeben bedeutet für mich, darüber im Klaren zu sein, was geschehen ist und trotzdem zu vergeben. Ich treffe mit der Vergebung die Entscheidung, dass Unrecht nicht anzurechnen, die Person nicht zu strafen und nicht darüber zu reden. Stellen wir uns vor, unsere Nachbarin hat ein falsches Gerede über uns verbreitet. Wir entschliessen uns, ihr zu vergeben – denn wir wissen, wie oft wir schon mitgeredet haben. Es schmerzt, was sie über mich gesagt hat und ich vergebe trotzdem. Ich werde es nicht anrechnen. Ich gebe es bei Gott ab. Dann entschliesse ich mich, diese Nachbarin nicht zu strafen, indem ich etwas negatives über sie erzähle oder sie nicht mehr grüsse. Im Gegenteil, ich bin genauso freundlich wie immer. Und, ich erzähle es auch nicht weiter, was diese Nachbarin mir angetan hat. Ich habe vergeben und es ist bei Gott. Wenn ich den Mut habe, bitte ich noch um Gottes Segen für die Nachbarin.
Zu dieser Vergebung fordert Paulus die Epheser und Kolosser auf. In Epheser 4, 31-32 heisst es: Befreit euch von Bitterkeit und Wut, von Ärger, harten Worten und übler Nachrede sowie jeder Art von Bosheit. Seid stattdessen freundlich und mitfühlend zueinander und vergebt euch gegenseitig, wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat. Und in Kolosser 3, 13: Seid nachsichtig mit den Fehlern der anderen und vergebt denen, die euch gekränkt haben. Vergesst nicht, dass der Herr euch vergeben hat und dass ihr deshalb auch anderen vergeben müsst.

Mit diesem “vergesst nicht, dass der Herr euch vergeben hat” sind wir beim dritten Punkt: wenn wir vergeben, werden wir uns selbst gegenüber wahrhaftiger. Wenn ich vergebe, werde ich ehrlicher mit mir selber. Wenn ich meine Nachbarin vergebe, merke ich, wie oft ich lieblos und falsch gehandelt habe. Wenn ich meine Eltern vergebe, weil ihr Verhalten mich verletzt hat, erkenne ich, wie verletzend mein Verhalten zu meinen Kindern ist. Wenn ich meine Freundin vergebe, merke ich, dass ich ihr auch nicht immer eine gute Freundin bin. Vergebung lässt mich in den Spiegel schauen und was ich sehe, ist nicht sauber und perfekt. Ich mache genauso so viele Fehler wie die anderen, ich rede negative über andere, ich verletze mit meinen Worten und mein Verhalten. Ich bin lieblos und manchmal zu faul, um etwas Gutes zu tun. Kein Wunder, dass Jesus zu den Leuten, die die Ehebrecherin steinigen wollten, sagte: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Als Jesus anfing in den Sand zu schreiben, sahen sie, wieviel Sünde in ihrem eigenen Leben war.
“Der Sinn der Vergebung liegt darin, dass wir Gott gegenüber dankbarer, anderen gegenüber barmherziger und uns selbst gegenüber wahrhaftiger werden,” sagt Hans-Joachim Eckstein.
Gott hat uns vergeben, das macht uns dankbar. Diese Dankbarkeit macht uns barmherziger mit den Menschen um mich herum. Und wir werden dadurch ehrlicher mit uns selbst. So können wir von ganzem Herzen beten: Vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Gartenarbeit

Eine etwas späte Liebe und doch noch nicht zu spät: im Garten arbeiten und eigene Lebensmittel produzieren. Gartenarbeit ist für mich mehr geworden als nur Gemüse pflanzen, giessen, pflegen und ernten. Es ist Entspannung und Spannung gleichzeitig. Es entspannt, in der Erde zu wühlen und Samen auszusäen und es ist spannend zu beobachten ob und was wachsen wird.
Es ist Erholung und Arbeit gleichzeitig. Feuchte Erde an den Händen ist Therapie. Gleichzeitig ist es mit viel Arbeit verbunden, die Pflanzen am Wachsen zu halten. Lockern, giessen, Unkraut jäten und wieder lockern, giessen, Unkraut jäten. 
Die Mühe wird belohnt. Das Nicht-Bemühen auch: es gibt dann keine Ernte.
Einige Zitate, die meine Gedanken über Gartenarbeit treffend zum Ausdruck bringen:

Die pralle Sonne auf dem Rücken,
während man sich über Schaufel oder Hacke beugt
oder beschaulich den warmen, duftenden Lehmboden riecht,
ist heilender als manch eine Medizin.
Charles Dudley Warner

Die gärtnerische Arbeit gilt als ein Heilmittel, das hilft, Ordnungen und Rhythmen wieder herzustellen, die beschädigt worden oder abhanden gekommen sind. 
Jürgen Dahl 1929 - 2001

Ein Garten ist ein grossartiger Lehrer. Er lehrt uns Geduld und umsichtige Wachsamkeit; er lehrt uns Fleiss und Sparsamkeit; und vor allem lehrt er vollkommenes Vertrauen. 
Gertrude Jekyll 1843 - 1932

Gärten sind wie gute, alte Freunde. Sie können trösten, beglücken, versöhnen, begeistern. 
Autor unbekannt

Gartenarbeit - wer Heilung sucht, Ordnung und Rhythmus vermisst und Geduld braucht, sollte es vielleicht mal mit einem kleinen Garten versuchen. 

So habe ich meinen Traum vom Garten angefangen: hier lesen. Und hier die guten Erfahrungen mit meinem Gemüsegarten: hier lesen, Zum Schluss, warum es sich lohnt, regelmässig etwas auszusäen: hier zu lesen

Donnerstag, 23. Juli 2015

Eine gefüllte Seele

Es gibt ein Wort, dass immer häufiger auftaucht. Burnout. Ausgebrannt. “Ich bin ausgebrannt”, sagen einige verzweifelt. “Ich habe einen Burnout”, sagen manche mit einem gewissen Stolz. “Ich habe zuviel getan. Ich muss Grenzen setzen. Und wenn ich mir die Bücher anschaue, die auf dem christlichen Markt kommen, frage ich mich, ob bei mir noch alles ok ist oder ob ich auch am ausbrennen bin. “Achte auf dich selbst”, lautet ein Buchtitel. Oder: “Es ist genug!”. “Setze Grenzen bevor der Tank leer ist.” “Erschôpft und ausgebrannt – was jetzt?.”
Sätze und Bücher, die um das eigene Ich drehen und alles dran setzen, dieses Ich vor dem Burnout zu schützen. Und ich frage mich wieder, ob ich vielleicht anfangen sollte, diese Bücher zu lesen. Ich will ja keinen Burnout erleben.
Wenn ich dann schaue, wie Jesus gelebt hat, dann finde ich nichts von Grenzen setzen. Im Gegenteil, er sagt in Johannes 7, 37 - 38: “Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie es in der Schrift heißt.«
Kein ausgbrannt sein, sondern Ströme lebendigen Wassers werden versprochen.
Billy Graham, der 60 Jahre lange evangelisierte, hatte wohl das grösste Recht auf einen Burnout. Doch er sagte: “Die Seele muss täglich genährt und trainiert werden, sonst wird sie schwach und verkümmert, bleibt unzufrieden, verwirrt und rastlos.” Graham führte ein sehr intensives Gebetsleben und das Bibellesen war für ihn so wichtig wie essen.
Wenn ich an das Gebetsleben von Jesus denke, wie er sich ganz oft abends oder morgens zum Gebet zurückzog und an den kraftvollen Dienst von Billy Graham, dann weiss ich, was mir fehlt, wenn ich mich leer und oberflächlich fühle. Ich brauche mehr Zeit mit Gott – durch das Lesen der Bibel und durch das Gebet.
Zeit mit Gott füllt meine Seele wieder auf. Wenn ich an der Quelle angeschlossen bin, können aus meinem Inneren Ströme lebendigen Wassers fliessen. Dann kann ich nicht ausbrennen oder muss ständig auf meine Grenzen achten.
Es gibt diese Momente, wo ich einfach nur müde von allem und alles bin. Ich überlege, was mit mir los ist und dann fällt mir ein, dass ich in letzter Zeit zu wenig Zeit mit Gott verbracht habe. Ich war zu selten bei der Quelle.
Wer Durst hat, sagt Jesus, soll kommen und trinken. So einfach ist es. Kommen und trinken und wir werden gesättigt. Das wünsche ich uns allen, dass wir ganz oft zu Gott kommen und unsere Seele füllen lassen.

Samstag, 18. Juli 2015

Eine veränderte Sichtweise

“Ändere deine Ansichten und du hörst auf, dich zu beklagen,” soll Marc Aurel, ein römischer Kaiser und Philosoph, gesagt haben. “Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als du sie bisher sahst; denn das heißt ein neues Leben beginnen.” Ein weiterer Ausspruch von ihm. Er gibt auch ein praktisches Beispiel, wie man die Ansichten ändern kann: “Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt!”
Die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive betrachten. Angeregt wurde ich dadurch, dass ich einen Bericht über “Salutogenese” hörte. Tolles Wort, nicht wahr? Es bezeichnet die Wissenschaft von der Entstehung der Gesundheit. Im Gegensatz zur Pathogenese, die die Entstehung von Krankheiten erforscht. Zwei verschiedene Sichtweisen: Salutogenese stellt die Frage, wie der Mensch gesund wird und die Pathogenese fragt sich, wie der Mensch krank wird. Die Antworten werden - logischerweise - sehr unterschiedlich ausfallen. Der erste Bereich sucht Ziele, um gesund zu bleiben, der andere Bereich konzentriert sich auf die Vermeidung von Krankheiten.
Je länger ich über dieses Thema und die Veränderung meiner Ansichten nachdenke, desto interessanter werden die Fragen, die in mir hochsteigen. Und ich verstehe, warum wir aufhören zu klagen, wenn wir die Dinge von einer anderen Seite betrachten. Wenn ich mich frage, wie ich gesund werde und bleibe, konzentriere ich mich auf Gesundheit und Wohlbefinden. Ich finde Grund zum Danken, wenn ich gut geschlafen habe, wenn ich keine Schmerzen habe und Kraft und Energie in mir spüre. Wenn ich mich jedoch frage, wie ich Krankheit und Überanstrengung vermeiden kann, sehe ich hinter jeder Ecke eine Gefahr. Bei jeder Geschichte über Krankheit prüfe ich, ob ich ähnliche Symptome habe und werde (natûrlich) einige davon bei mir entdecken.
Wie will ich leben? Mich auf die Gesundheit konzentrieren oder Krankheiten vermeiden? Dieses Thema ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sein Denken zu verändern. Ein anderer Bereich wäre für mich der Haushalt: Halte ich Ordnung oder schaffe ich Ordnung? Wenn ich Ordnung halte, achte ich darauf, dass nichts unordentlich wird. Schaffe ich Ordnung, räume ich auf, was unordentlich ist. Oder Sauberkeit: achte ich darauf, dass das Haus sauber bleibt (sprich: nicht schmutzig wird) oder putze ich, wenn es schmutzig ist? Wenn ich Ordnung halten will, nervt mich jeder Gegenstand, der nicht an seinem Platz steht. Wenn ich Ordnung schaffe, dann räume ich halt auf, was unordentlich ist. Achte ich darauf, dass das Haus sauber bleibt, darf keiner mit schmutzigen Schuhen das Haus betreten, nichts anfassen, nichts verschüten und und und. Will ich Sauberkeit schaffen, putze ich einfach, wenn etwas schmutzig geworden ist.
Ein weiterer Bereich: mein geistliches Leben. Lese ich die Bibel um die Bibel gelesen zu haben? Zum Christsein gehört ja die “Stille Zeit.” Oder lese ich die Bibel um geistlich zu wachsen, das heisst: um Gott besser zu kennenzulernen und eine tiefere Beziehung zu ihm zu haben? Dasselbe mit dem Beten: bete ich weil man als Christ halt betet? Oder bete ich um mit Gott zu reden und mich mit ihm zu unterhalten?
Diese und ähnliche Fragen spornen mich an, über mich und mein Verhalten nachzudenken. Warum tue ich was ich tue und WIE tue ich es? Durch eine Veränderung der Sichtweise wird das Klagen weniger. Denn ich klage nicht über die Krankheit, sondern danke für die Gesundheit. Ich klage nicht über die Unordnung, sondern freue mich, dass ich Ordnung schaffe kann. Ich klage nicht über den Schmutz, sondern putze und freue mich an die Sauberkeit. Ich klage nicht darüber, wie schwer es ist, Stille Zeit zu machen, sondern freue mich, wenn ich Neues in der Bibel entdecke. Ich klage nicht über das Gebetsleben, sondern freue mich auf das Gespräch mit Gott.
Ich entscheide, welche Sichtweise ich übernehmen und leben will. Wie mein Leben aussieht und worauf ich mich konzentrieren will, entscheide ich.

Freitag, 10. Juli 2015

F E R I E N

Zwei Tage und zwei Wochen Ferien. Winterferien. Ein milder Winter.
Das erste halbe Jahr ist geschafft. Es waren vollgepackte Monate, mit vielen Herausforderungen, Aufgaben, Termine und Verpflichtungen. Die letzten Tage bis zu den Ferien haben wir gezählt und jetzt sind sie endlich da.
Was jetzt? Wie gestalten wir zwei Tage und zwei Wochen um das Beste daraus zu machen, ohne uns zu überfordern? Das Wort F E R I E N hat mir einige Ideen gegeben.

So wollen wir unsere Ferien erleben:
F – frei von Verpflichtungen und Termine
E – entspannen
R – Ruhe geniessen
I – Ideen sammeln und ausprobieren
E – Essen
N – Natur erleben

Allen, die auch Ferien haben, eine tolle Zeit!!


Sonntag, 28. Juni 2015

Das Leben ist mehr

Die Bibel, so alt sie auch ist, so aktuell spricht sie heute noch zu mir. Ihre Texte, Gedanken und Geschichten sind lebensnah und praktisch. Manchmal habe ich den Eindruck, sie wurde ganz spezifisch für mich geschrieben. Ihre Worte sind lebendig und haben eine Kraft, die mein Denken und Leben verändern. Ein Beispiel ist Matthäus 6, 19 -34. Der Text spricht von Geld und Besitz und passt heute noch genauso, wie damals.
Sammelt keine Reichtümer hier auf der Erde an, wo Motten oder Rost sie zerfressen oder Diebe einbrechen und sie stehlen können. (¨Motochorros¨ - Überfälle, die auf dem Motorrad verübt werden – und Einbrüche sind ein aktuelles Thema in unserer kleinen Stadt.)
 Sammelt eure Reichtümer im Himmel, wo sie weder von Motten noch von Rost zerfressen werden und vor Dieben sicher sind. Denn wo dein Reichtum ist, da ist auch dein Herz. (Wo ist mein Herz? Was beschäftigt mich?)
Dein Auge ist das Fenster deines Körpers. Ein klares Auge lässt das Licht bis in deine Seele dringen. Ein schlechtes Auge dagegen sperrt das Licht aus und stürzt dich in Dunkelheit. Wenn schon das, was du für Licht hältst, in dir Dunkelheit ist, wie dunkel wird dann erst die Dunkelheit sein! (Was sehen Menschen, wenn sie in meine Augen schauen? Freude? Leben? Mutlosigkeit? Verzweiflung? Gier? Bitterkeit? Traurigkeit? Liebe? Frieden?)
Niemand kann zwei Herren dienen. Immer wird er den einen hassen und den anderen lieben oder dem einen treu ergeben sein und den anderen verabscheuen. Ihr könnt nicht gleichzeitig Gott und dem Geld dienen. (Wem diene ich? Was ist mir wichtiger?)
Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer tägliches Leben - darum, ob ihr genug zu essen, zu trinken und anzuziehen habt. Besteht das Leben nicht aus mehr als nur aus Essen und Kleidung? Schaut die Vögel an. Sie müssen weder säen noch ernten noch Vorräte ansammeln, denn euer himmlischer Vater sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel wichtiger als sie. Können all eure Sorgen euer Leben auch nur um einen einzigen Augenblick verlängern? Nein. (Was ist mir heute wichtiger: meinem Bauch voll zu schlagen und auf MEINE Kosten zu kommen oder mein Herz mit Gottes Wort zu füllen?)
Und warum sorgt ihr euch um eure Kleider? Schaut die Lilien an und wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht und nähen sich keine Kleider. Trotzdem war selbst König Salomo in seiner ganzen Pracht nicht so herrlich gekleidet wie sie. Wenn sich Gott so wunderbar um die Blumen kümmert, die heute aufblühen und schon morgen wieder verwelkt sind, wie viel mehr kümmert er sich dann um euch? Euer Glaube ist so klein! (Warum ist es mir soooo wichtig, wie ich aussehe? Ob alles stimmig ist? Ob ich die perfekte Ausstrahlung habe? Warum richte ich soviel Aufmerksamkeit auf ein äusseres Merkmal? Nicht einmal Salomo hat es geschafft, die kleine Blume auf dem Feld zu übertrumpfen.)
Hört auf, euch Sorgen zu machen um euer Essen und Trinken oder um eure Kleidung. Warum wollt ihr leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen und diese Dinge so wichtig nehmen? Euer himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse. (Danke Gott, dass du weisst, was ich heute brauche!)
Wenn ihr für ihn lebt und das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen macht, wird er euch jeden Tag geben, was ihr braucht. Deshalb sorgt euch nicht um morgen, denn jeder Tag bringt seine eigenen Belastungen. Die Sorgen von heute sind für heute genug. (Möge das Reich Gottes mein wichtigstes Anliegen sein!)
Jedesmal, wenn ich es schaffe, diese Verse auszuleben, bin ich erfüllter, zufriedener, glücklicher und die eigenen Sorgen und Belange werden klein, fast unbedeutend. Möge Gott die oberste und wichtigste Priorität in deinem Leben sein. Probier es einfach mal aus. Verlieren kannst du nichts dabei - ausser etwas Egoismus und Selbstsucht. Stell Gott an erster Stelle deines Lebens und beobachte, wie sich dein Leben verändert. Auch wenn du Gott schon viele Jahrzehnte kennst, räume ihm einen ganz neuen Platz in deinem Leben ein. Lass ihm das Zentrum deines Denkens und Handelns sein. Lies die Bibel mit dieser neuen Einstellung: Gott ist das Wichtigste! Neue Wege werden sich öffnen und du wirst staunen, dass das Leben soviel mehr ist als Essen und Trinken und Kleidung. Und für die Arbeitssamen unter uns: das Leben ist soviel mehr als Arbeiten und Arbeiten. Stell Gott an erster Stelle und lass dich überraschen. Es lohnt sich!

Samstag, 13. Juni 2015

Erst beten

Zeit für Muβe… wirkungsvoller Dienst… niemals in Eile… mit diesen und weiteren Worten beschreibt Bridget Herman das Leben eines Heiligen. Gordon MacDonald zitiert sie in seinem Buch “Ordne dein Leben”. Was war das Geheimnis eines solchen Lebens? Die Antwort: “Ihre Heiligkeit ging auf die Angewohnheit zurück, auch die kleinsten Handlungen vor Gott zu bringen.” 
Die kleinsten Handlungen vor Gott bringen. Oder anders formuliert: erst beten, dann handeln. Auch bei den kleinsten Arbeiten, Worten und Taten. 
Vor dem Brot backen ein Gebet sprechen: “Danke Gott, dass ich die Möglichkeit habe, meine Familie mit frischen, selbstgebackenem Brot zu versorgen. Hilf mir, ein gesundes Brot zu backen.” 
Vor dem Autofahren ein Gebet sprechen: “Danke Gott, dass ich ein Auto habe. Hilf mir, ein verantwortungsvoller Verkehrteilnehmer zu sein. Lass mein Fahren dich verherrlichen.” 
Vor dem Essen mehr als nur das traditionelle Tischgebet sprechen: “Danke Gott für das tägliche Essen. Hilf mir, meinen Körper gesund zu ernähren, damit ich auch mit meinem Essen dir die Ehre geben kann.” (Diese Aufforderung steht in 1. Korinther 10, 31: Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.
Vor dem Telefongespräch ein Gebet sprechen: “Danke für diese Person. Bitte hilf mir freundliche und aufbauende Worte zu sprechen. Segne dieses Gespräch.”
Dabei fallen mir die Worte aus 1. Thessalonicher 5, 17 ein: Betet ohne Unterlass. Oder anders ausgedrückt: Hört nicht auf zu beten. Ständig beten. Betend arbeiten. Arbeitend beten. 
Ich probierte es heute Morgen aus. Vor jeder Handlung beten. “Da krieg ich ja nichts getan”, war ein erster Gedanke bei mir. Beten scheint die Arbeit zu verzögern und lässt mich gleichzeitig bewusster handeln. Ich denke nach, bevor ich etwas anfange oder sage. Vielleicht ist das der Sinn der Sache. Nachdenken bevor ich spreche und arbeite. So schaffe ich wahrscheinlich weniger, bin dafür wirkungsvoller. Vielleicht ist weniger mehr. Vielleicht bin ich am Ende eines Tages weniger müde und ausgelaugt, weil ich bewusster gelebt habe. Weil ich alles betend vor Gott gebracht habe und manches nicht getan oder gesagt habe, weil ich nicht dafür beten wollte. 
Alles vor Gott bringen, auch die kleinsten Handlungen. Ohne aufzuhören beten. Ich will es zu einer Angwohnheit in meinem Leben werden lassen. 

Mittwoch, 3. Juni 2015

Das Geheimnis der Regelmässigkeit

“Ich fahre fort, jeden Tag irgendein Samenkorn zu säen. Wenn es an der Zeit ist, werden ich oder andere es ernten”, wird Johannes XXIII zitiert. Jeden Tag einen Samenkorn säen – wenn ich unseren blühenden Gemüsegarten beschaue, überlege ich, wieviel mehr noch wachsen könnte, wenn ich regelmässig oder sogar täglich etwas aussäen würde. Zur Zeit säe ich nicht mal jede Woche etwas und bin trotzdem am Ernten. Wieviel mehr könnte ich noch ernten, wenn ich täglich säen würde?!
Die Regelmässigkeit kann auch auf andere Bereiche übertragen werden. Was würde passieren, wenn ich täglich Sport machen würde? Wenn ich täglich auf das zweite Tortenstück oder die zweite Portion verzichten würde? Wie würde mein Leben sich verändern, wenn ich täglich Bibel lesen und mit Gott reden würde? Was würde sein, wenn ich jeden Tag einige Seiten aus einem Buch lese? Wenn ich jeden Tag etwas Neues lerne? Wenn ich täglich eine gute Tat ausführe? Wenn ich täglich das Haus aufräumen würde?
Jeden Tag ein bisschen. Das Geheimnis liegt in der Regelmässigkeit. Wer fünf Tage lang mehr isst als der Magen verträgt und am sechsten Tag auf Diät geht, nur um am siebten Tag weiter zu schlemmen, erreicht wenig. Wer jeden Tag normal isst und manchmal auf etwas verzichtet, wird Resultate sehen. Das Tägliche und das Regelmässige führen zum Erfolg.
Jeden Tag einen Samenkorn säen und wenn es an der Zeit ist, werde ich oder andere es ernten. Jeden Tag dasselbe. Die Ernte kommt. Doch zuerst kommt die Regelmässigkeit. Inspiriert hat mich die Geschichte von einem Busfahrer, der täglich während seiner halbstündigen Mittagspause eine öffentliche, aber verwahloste Grünfläche besorgte. Nach einem Jahr war aus dem wild zugewachsenem Grundstück eine einladende gepflegte Parkanlage entstanden. Jeden Tag eine halbe Stunde und nach einem Jahr sah man Resultate.
Wo möchtest du in deinem Leben Veränderungen sehen? Was oder wo würdest du ernten wollen? Auf der Waage? Im Geschäft? In deinen Beziehungen? Im Glauben? Im Haushalt? In der Arbeit? Im Gemüsegarten? Dreh die Frage einfach um: was kann ich heute tun, um morgen oder nächstes Monat oder nächstes Jahr Resultate zu sehen? Und Morgen stelle dir dieselbe Frage und wiederhole denselben Vorgang. Und übermorgen auch. Stell dir jeden Tag dieselbe Frage und führe regelmässig dieselbe Arbeit oder dieselbe Tat aus. Die Ernte kommt. Halte durch! Du schaffst es!

Donnerstag, 21. Mai 2015

Tomatengnade


reifende Tomaten
“Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.” Dieses Zitat kommt mir jedesmal in dem Sinn, wenn ich meinen Gemüsegarten betrete. Meine Tomatenpflanzen wachsen mir fast über den Kopf und sind schwer beladen mit kleinen reifenden Tomaten. Auch das übrige Gemüse gedeiht und wir geniessen frisches, im eigenen Garten gezogenes Gemüse. Mein Traum vom eigenen Gemüsegarten ist in Erfüllung gegangen. Ich hatte einen Traum. Und wie der dumme Bauer, der ohne viel Wissen und Erfahrung an die Arbeit geht, habe ich meinen Gemüsegarten angelegt.

Hochgewachsene
Tomatenpflanze
Wenn ich die Tomaten betrachte, weiss ich, dass es nicht meiner grüner Daumen ist, der sie so wachsen lässt. Es ist Anfängerglück – wie wir zu sagen pflegen. Oder, der Ausdruck gefällt mir noch besser: es ist Tomatengnade.
Eine ähnliche Tomatengnade beschreibt Philip Yancy in seinem Buch “Spuren der Gnade.” Er schreibt, dass Gott, zu frisch bekehrten Christen netter ist und die schweren Aufgaben denen gibt, die schon mehr Erfahrung im Glauben haben. Yancy beobachtet weiter, dass die Menschen, die am Anfang ihres Glaubensleben stehen, oft die abenteuerlichsten Gebetserhörungen erleben. Sie nehmen Jesus beim Wort, um alles in seinem Namen zu bitten und er wird es ihnen schenken.
Radieschen
grüner Salat
bunter Salat
reifende Tomaten












Diese besondere Anfangsgnade erlebe ich dieses Jahr im Gemüsegarten. Ich geniesse etwas, das mir geschenkt worden ist. Es war nicht mein Talent, meine Begabung oder besonderes Wissen, das die Tomaten gedeihen liess. Es war einfach nur Tomatengnade.
Ich wünsche mir, dass diese erlebte Gnade im Gemüsegarten mein Glaubensleben verändern könnte. Das ich mehr vertraue und mich weniger auf mein Wissen und Talent verlasse. Das ich pflanze und Gott das Gedeihen überlasse. Das schwere Glaubenserfahrungen mich nicht aus der Bahn werfen, sondern mich näher zu Gott bringen.
Tomatengnade erleben wir, wenn wir etwas Neues wagen. Ich ermutige dich, neue und unbekannte Schritte im Glauben an Jesus Christus zu wagen. Etwas zu tun oder um etwas zu bitten, dass du noch nie getan hast. Die alten Vorstellungen über Bord zu werfen und neue Gedanken Raum geben. Gott schenkt Tomatengnade – wenn wir den ersten Schritt machen.

Freitag, 8. Mai 2015

Schuldgefühle – nicht nur am Muttertag

 Folgende Gedanken wurden 2009 in einem Programm bei dem Radiosender ZP 30 von mir gebracht.


Als meine Freundin aus der Studienzeit nach ihrer Arbeit gefragt wurde, schrieb sie:
Arbeitsgeber: meine drei Kinder
Position: Leiterin für häusliche und familiäre Angelegenheiten
Arbeitsbeschreibung: füttern, spielen, tanzen, Computerspiele spielen, zu Spielgruppen fahren, Aufsicht über die Verbreitung der Spielsachen, Baby-Beschützerin, Managerin von Baby stillen, Kleideranzieherin, Windelwechslerin, Naseputzerin, überschwengliche Verteilerin von Umarmungen und Küsse, nie aufhörende Waschfrau.
Und am Schluss fügte sie hinzu: glückliche Mutter.
Diese Liste könnte jede Mutter von uns noch beliebig erweitern. Die Aufgaben einer Mutter sind so zahlreich und vielfältig, dass sie kaum alle aufgeschrieben werden können. Und doch fragt sich manch eine Mutter, ob sie genug für ihre Kinder getan hat. Diese Fragen drängen sich besonders am Abend auf, wenn das Kind oder die Kinder friedlich in ihren Betten schlafen. Sie sehen so unschuldig und hilflos aus, dass unwillkürlich die Zweifel kommen: War ich heute zu streng? Habe ich mir genug Zeit für sie genommen? War ich mal wieder zu nervös?
Diese Fragen können auch am Muttertag auftauchen. Der überschwengliche Lob bei den Muttertagsprogrammen löst vielleicht Schuldgefühle statt Dankbarkeit aus. Schuldgefühle, weil uns bewusst wird, was wir alles unterlassen haben und was wir hätten besser machen können. Schuldgefühle, weil wir uns mit der Beschreibung einer idealen Mutter vergleichen und dabei jämmerlich versagen.
Sind diese Schuldgefühle berechtigt? Bin ich als Mutter wirklich so schuldig, wie ich manchmal glaube zu sein? Hat die Mutter immer schuld, wenn etwas schief läuft?
Meine Antwort: ich weiβ es nicht! Manchmal machen wir uns als Mutter schuldig. Nächstes Mal ist es nur ein Gefühl. Wir fühlen uns schuldig. Ob eine Mutter wirklich Schuld hat oder ob es nur Schuldgefühle sind, kann nicht allgemein beantwortet werden. Jede Mutter/jede Frau muss diese Fragen für sich alleine beantworten. Dazu will ich einige Anregungen geben. Wer sich ausführlicher mit diesem Thema beschäftigen will, dem empfehle ich, dass Buch “Mütter sind nicht immer schuld” von Annemarie Pfeiffer zu lesen.

Ursachen von Schuldgefühlen:
Schuldgefühle können entstehen wenn wir uns mit der Beschreibung einer idealen Mutter vergleichen. Wie ist eine ideale Mutter: sie ist ein Naturtalent (die geborene Mutter), sie kennt die Bedürfnisse ihres Kindes, sie lebt nur für ihre Kinder, sie hat erfolgreiche Kinder, sie macht ihre Kinder glücklich, sie geniesst die Zeit der Mutterschaft und sie macht keine Fehler. Diese Beschreibung ist wie die Latte beim Hochsprung. Sie liegt viel zu hoch und kann trotz aller Anstrengung nicht erreicht werden. Hinterfragen wir doch diese Ideale. Die Antwort lautet: NEIN.
Nein, es gibt nicht die geborene Mutter. Manche Frauen sind mütterlicher als andere. Doch die meisten von uns lernen mit den Jahren, eine Mutter zu sein.
Nein, eine Mutter kann auch nicht alle Bedürfnisse des Kindes kennen und stillen. Es wäre auch nicht gut für das Kind, weil es dadurch zu verwöhnt würde werden. Das Kind lernt, mit Defiziten umzugehen und ist dadurch besser gerüstet für das Leben
Nein, eine Mutter lebt nicht nur für ihre Kinder. Es ist sogar ungesund, wenn Mütter nur für ihre Kinder da sind. Beide brauchen auch einmal Abstand voneinander, um sich dann wieder aneinander zu freuen. Katzenmütter machen das auch. Sie stehen irgendwann einfach mal auf, legen sich in einer gewissen Entfernung wieder hin und erholen sich.
Erfolgreiche Kinder sind nicht unbedingt erziehbar. Jedes Kind kann nur die Gaben entfalten, die Gott ihm gegeben hat. Und: jede Person ist dafür verantwortlich, ob er diese Gaben entwickelt oder nicht. Schuld daran ist nicht die Mutter.
Es ist nicht die Hauptaufgabe einer Mutter, ihre Kinder glücklich zu machen. Glück und Zufriedenheit kann erlernt werden. Als Mutter können wir mit unseren Kindern gemeinsam lernen, glüchlich und zufrieden zu leben, trotz schwierigen Verhältnissen.  Doch Glück ist letztendlich ein Geschenk von Gott.
Ist Mutterschaft ein einziger Genuss? Nein. Wie in jeder Beziehung gibt es die guten und die schlechten Tage. Wenn wir uns einreden, wir müssten jeden Tag als Mutter genießen, werden wir mutlos werden.
Und ein letztes groβes NEIN. Eine Mutter ist nicht perfekt. Eine Mutter macht Fehler. Das ist sogar vorteilhaft für die Kinder. Sie lernen dadurch, dass auch sie nicht perfekt sind. Und  sie lernen an unserem Beispiel, wie wir mit Fehlern umgehen. Die Herausforderung liegt also darin, wie wir mit unserem Versagen umgehen.
Das sind jetzt einige Ursachen von Schuldgefühlen. Schuldgefühle können durch verschiedene Situationen ausgelöst werden. Die Frage ist, ob die Mutter sich schuldig gemacht hat oder ob sie sich nur schuldig fühlt.
Unsere fast dreijährige Tochter ist zur Zeit im Trotzalter. Neulich war ich mit meiner Weisheit am Ende. Während ich unseren Sohn stillte, war ich ziemlich wütend über sie und überlegte, was ich mit ihr tun sollte. Dabei merkte ich, dass ich mir aus Frust härtere Strafen ausdachte, als notwendig waren. In dem Moment kam sie ins Zimmer, brachte mir ungefragt ein Glas Wasser, umarmete mich und lächelte mich an. Meine Wut und der ganze Frust schmolzen dahin und Schuldgefühle nahmen Platz. Schuldgefühle über meine Wut und meine Frustration.

Berechtigung von Schuldgefühlen
Die Frage ist, sind diese Schuldgefühle berechtigt? Habe ich mich ihr gegenüber schuldig gemacht? Oder ist es nur ein Gefühl, dass mir sagt, dass ich schuldig bin? Gefühle können ja bekanntlich täuschen.
Annemarie Pfeiffer hat sich in ihrem Buch “Mütter sind nicht immer schuld” diese Frage auch gestellt. Ist es echte Schuld oder unangebrachte Beschuldigungen? Durch einige Fragen, kann diese Unterscheidung gemacht werden.
Erstens: Habe ich wissentlich ein biblisches Gebot übertreten? Manchmal entstehen Schuldgefühle, weil wir anders handeln, als die Gesellschaft es uns vorschreibt. Wenn wir anders reagieren oder erziehen als die Allgemeinheit es tut, können Schuldgefühle entstehen. Doch wenn mein Verhalten und meine Erziehung mit der Bibel übereinstimmt, brauche ich kein schlechtes Gewissen haben.
Übrigens, die Bibel gibt uns Eltern nur wenig konkrete Anweisungen zur Kindererziehung. Manchmal wünschte ich mir, es würde in Kapitel 14, Vers 2 stehen, wie ich z.B. mit dem Verhalten meines Sohnes umgehen sollte. Doch die Anweisungen sind eher allgemein: wie wir Kinder respektieren, lehren und strafen sollen. Wie wir sie in Gottes Wort unterrichten und ein Vorbild sein können. Doch wie wir das praktisch jeden Tag tun, das hat Gott uns überlassen.
Zweitens: Wird von mir etwas Unmögliches verlangt? Annemarie Pfeiffer schreibt dazu: “Mütter sind auch nur Menschen und haben das Geschick ihrer Kinder nicht allein in ihrer Hand. Leider gibt es Ereignisse im Leben, die ich nicht beeinflussen kann und vor denen ich die Kinder nicht schützen kann. Wenn etwas passiert, ist es nicht meine Schuld.”
Drittens: Wie weit reicht mein Einfluss? Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten und bestimmen schon von jung, wie sie sich benehmen wollen. Trotz sorgfältiger Erziehung, können sie Entscheidungen treffen, die uns nicht gefallen oder die unangenehm sind. Die Schuld dann gleich bei der Mutter zu suchen, hilft nicht weiter. Das Kind (ob jung oder älter) hat die Entscheidung getroffen, nicht die Mutter oder der Vater. Gerne wird die Schuld bei den Eltern gesucht. Dann heißt es: “Hätten die Eltern doch...” und dann kommen viele gute Ratschläge. Auch Kinder neigen dazu zu sagen: “Wenn ihr doch dieses oder jenes getan hättet, dann...” Natürlich entstehen durch solche Aussagen Schuldgefühle. Doch viele Beispiele zeigen, dass Kinder aus schlimmen Verhältnissen hervorragende Persönlichkeiten wurden. Sie hatten die Entscheidung getroffen, trotz allem, das Beste aus ihren Leben zu machen. Andere Kinder, die alle Möglichkeiten hatten, machten jedoch nichts oder nur wenig aus ihrem Leben. Die Entscheidung, wie wir mit dem Leben umgehen, liegt bei einer jeden einzelnen Person. Wenn wir älter sind, können wir die Schuld nicht mehr bei unseren Eltern suchen. Wir müssen uns entscheiden, wie wir mit dem, was wir erlebt haben, umgehen wollen. Verbittern oder das Beste daraus machen. Unsere Kinder müssen diese Entscheidung eines Tages auch treffen. Der Einfluss einer Mutter reicht weit und doch ist er nicht ausschlaggebend für das weitere Leben.
Wenn wir unsere Schuldgefühle hinterfragen, können wir feststellen, ob es sich um echte Schuld handelt oder um falsche Beschuldigungen. Dabei kann manchmal auch das Gespräch mit dem Ehepartner oder einer Freundin sehr befreiend wirken. Wenn wir dann echte Schuld erkennen, dürfen wir diese bekennen und Vergebung erleben.

Zum Schluss noch eine Aufforderung und eine Ermutigung:
Die Bibel fordert uns in 1. Thessolonicher 5,21 auf, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Als Menschen neigen wir dazu, alles zu prüfen und das Negative zu behalten. Besonders am Muttertag oder wenn wir über unser Muttersein nachdenken. Was habe ich als Mutter gut gemacht? Was habe ich als Mutter falsch gemacht? Das Gute beibehalten und aus den Fehlern lernen und es nächstes Mal besser machen. Wir sind nicht perfekt. Und wenn wir die perfekte Mutter wären, müssten unsere Kinder sich trotzdem für ihren eigenen Lebensweg entscheiden – das können wir zwar beeinflussen, aber nicht bestimmen.
Und ein letztes: das Bild aus Jesaja 40, Vers 11 gibt mir immer wieder neue Kraft und Mut. Da heißt es  so: “Er (Gott) führt sein Volk wie ein guter Hirte, der die Lämmer auf seinen Arm nimmt und an seiner Brust trägt und der die Mutterschafe behutsam leitet.”
Gott hält meine Kinder in seinem Arm und er führt mich. Er leitet mich an, wie ich eine gute Mutter für meine Kinder sein kann. Dabei hält er diese aber die ganze Zeit in seinem Arm. Er lässt mich nicht allein mit dieser groβen Aufgabe. Er führt mich. Ich muss nur in seiner Nähe bleiben.
Einen schönen Muttertag – auch ohne Schuldgefühle wünsche ich alle Mütter!

Freitag, 1. Mai 2015

Eine lobende Persönlichkeit

Diese Tage las ich einen Satz, der mich seitdem nicht mehr loslässt. Ich schrieb ihn auf ein Blatt Papier, um ihn nicht zu vergessen. Der Satz lautet “Herr, hilf mir, eine lobende Persönlichkeit zu sein.” Stormie Omartian schrieb ihn in ihrem Buch “365 Gebete die stark machen.”
Mit “lobende Persönlichkeit” meint sie eine Person, die Gott anbetet und lobt. Ich dachte weiter darüber nach. Eine Person, die Gott anbetet und lobt, ist auch eher bereit, Menschen zu loben. Eine Person, die Gott lobt, sieht das Gute im Leben. Sieht seine Grösse und Herrlichkeit. Eine Person, die Gott lobt, ist eine dankbare Person. Sie sieht, was Gott ihr gibt und was das Leben zu bieten hat – auch wenn es durch schwere Zeiten geht. Eine Person, die Gott lobt, anerkennt, wer Gott ist und wer sie vor diesem Gott ist.
Eine lobende Persönlichkeit entwickelt sich kaum von alleine. Es ist eine Sache der Übung und der Gewohnheit. Und Stormie Omartian zeigt gleich einen praktischen Weg, wie ich eine lobende Persönlichkeit sein kann: ich bitte Gott darum. “Herr, hilf mir eine lobende Persönlichkeit zu sein.” Ein Satz. Herr, hilf. Hilf mir, dich anzubeten und zu loben. Hilf mir, dich zu sehen und ich werde dich preisen.
Probiere es aus. Bete jeden Tag diesen Satz und beobachte, wie Gott dir helfen wird, eine lobende Persönlichkeit zu sein.

Freitag, 3. April 2015

Zur Freiheit befreit

Diese Ostertage begegnet mir der Begriff “Freiheit” immer wieder. Als ich das Wort in der Bibel nachschaute, fand ich Galater 5, 1: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!" Als Christ bin ich zur Freiheit befreit. Einge Verse weiter, Vers 13, heisst es sogar, dass wir zur Freiheit berufen sind. Befreit und berufen, frei zu sein.
Während ich über diesen Freiheitsbegriff nachdachte, überlegte ich, wo und wie ich frei sein kann. Wie sieht ein freies Leben aus? Wovon kann und soll ich frei werden? Ein weiteres Wort, dass mir dazu in dem Sinn kam, war “Anerkennung”. Wir Menschen sind oft getrieben von dem Wunsch, Anerkennung zu bekommen. Der Duden beschreibt dieses Wort als: Würdigung, Lob, Achtung, Respektierung. Wir wollen gewürdigt werden. Wir sehnen uns nach Lob. Wir wünschen uns Achtung und Respekt. Wenn wir das bekommen, geht es uns gut. Bekommen wir es nicht, sind wir geneigt, sie auf jede erdenkliche Weise zu erlangen. Jeder von uns hat seine Methoden im Leben entwickelt, um Anerkennung zu bekommen. Oft handeln wir unbewusst, weil wir getrieben sind von dem Wunsch, Anerkennung zu finden.
Der gute Tozer (den ich für seinen radikalen Glauben schätze), sagte: “Ich muss Gott nicht nur für das Rechenschaft ablegen, was ich getan habe, sondern auch für meine Motive dabei.” Warum tue ich was ich tue? Warum sage ich was ich sage? Warum helfe ich? Warum bete ich? Warum gehe ich zur Kirche? Warum handle ich wie ich handle? Was ist der Wunsch hinter meinem Handeln? Bin ich vielleicht unbewusst aus der Suche nach Anerkennung?
Natürlich tut Anerkennung gut und motiviert uns. Joyce Meyer schreibt in ihrem Buch “Das Schlachtfeld der Gedanken”: “Anerkennung, Wertschätzung auszudrücken tut nicht bloß dem anderen gut, sondern auch uns selbst, weil es in uns Freude freisetzt.” Und Freude wollen wir doch alle erleben, also muss ich daran arbeiten, Anerkennung zu bekommen. Anerkennung setzt Freude frei. Es dreht sich wieder (und wie so oft schon) nur um mich. Bin ich dann wirklich frei?
Wie sieht ein Leben frei von Anerkennung aus, besonders in diesen Tagen, wenn wir uns ganz bewusst daran erinnern, dass Jesus für uns am Kreuz gestorben ist? Ich lasse Menschen zu Wort kommen, die grosse Wahrheiten, in kurzen Sätzen packen können:

“Wer begreift, dass er der Geliebte Gottes ist, der braucht nicht mehr durch die Gegend zu laufen und um Anerkennung zu betteln.” Henri Jozef Machiel Nouwen
Einen grössere Liebestat als der Kreuzestod Jesu gibt es nicht. Wer noch daran zweifelt, dass er ein geliebter Mensch ist, sollte vielleicht einige Stunden in Gedanken am Kreuz verbringen.

Hier noch einmal die Bestätigung:
“Wir müssen uns nicht wertvoll machen und um Anerkennung kämpfen. Wir sind wertvoll, weil Gott uns lieb hat.” Peter Strauch
Ich bin anerkannt. Ich habe die wichtigste Anerkennung, die es auf der Welt gibt. Warum noch weiter suchen?

“Wir sind dazu geschaffen, die Anerkennung Gottes zu suchen. Jede andere Anerkennung ist nur ein müder Abglanz davon.”  Gordon MacDonald
Wir sind von Gott anerkannt. Diese Bestätigung finden wir überall in unserem Alltag. Wir brauchen sie nur suchen.

“Wenn wir uns selbst so annehmen, wie wir sind, dann nimmt dadurch unser Hunger nach Macht oder Anerkennung ab.” Brennan Manning

Wie bin ich? Ich bin ein Mensch, auf der Suche nach Anerkennung. Doch weil Jesus am Kreuz starb, für mich, weil er mich so sehr liebte und weil ich in seinen Augen wertvoll bin, bin ich ein geliebter, wertvoller und anerkannter Mensch in den Augen Gottes. Wie Gott mich sieht, zählt mehr als alles andere auf dieser Welt. Seine Anerkennung soll mir genug sein. Er hat anerkannt, wer ich bin (ein Mensch auf der Suche nach Anerkennung) und mich davon befreit – durch den Tod am Kreuz. Jetzt bin frei! Ich bin zur Freiheit befreit und berufen.
Frohe Freiheitstage wünsche ich meinen Lesern!!!

Sonntag, 22. März 2015

Die wahre Kraft für mein Leben

Zum Geburtstag bekam ich eine Karte, auf der geschrieben stand: “Auch ein starker Bogen braucht ab und zu Entspannung.” Und auf der Rückseite der liebevolle Hinweis: “Vergiss das nicht.”
Entspannung steht unter anderem für Stressabbau und das Vermindern der körperlichen und seelischen Anspannung. Auch für das Entlasten der Muskulatur. Abbauen, vermindern und entlasten. Ent-spannen. Die Spannung nehmen.
In der vergangenen Woche wurde mein Lebensbogen stark beansprucht, manchmal bis zu meinen Grenzen gebogen. Um die Spannung des Biegens auszuhalten, war Entspannung wichtig. Locker lassen um neue Spannkraft zu bekommen, war gefragt. Doch wie entspannen, wenn alles angespannt ist? Für michist es immer eine Herausforderung, in Zeiten der grössten Spannung zu entspannen.
Meine Lieblingsbloggerin, eine ältere Dame aus Australien,schreibt immer wieder, dass das Leben, das wir uns wünschen, uns nicht auf einem silbernen Tablett gereicht wird. Wir müssen es uns selber erarbeiten. Entspannung kommt von nicht von selber. Keiner sagt: “Komm, lehn dich mal zurück. Ich mache die Arbeit für dich.” Im Gegenteil, für Zeiten der Entspannung muss ich kämpfen und vielleicht sogar manche Leute enttäuschen, weil ich ihre Erwartungen und Wünsche nicht erfülle.

Entspannung sah für mich vorige Woche so aus:

  • Die Nachmittage bleiben frei von jeglichen Verpflichtungen und Besucher sind nur in Ausnahmefälle erlaubt. Die vielen Hausaufgaben der Kinder und der Haushalt haben dann höchste Priorität.
  • Programme am Abend teilen wir uns als Ehepaar ein. Das erspart uns einen Babysitter und einer von uns hat die Gelegenheit, sich einen gemütlichen, ruhigen Abend zu machen.
  • Mein Geburtstag habe ich mit einigen guten Freundinnen gefeiert und mir vorher die Zeit genommen, einige neue Rezepte auszuprobieren. Das ist für mich Entspannung pur.
  • Statt die volle Länge eines Seminars mitzumachen, brachte ich meinen Beitrag und fuhr gleich danach mit unserem Sechsjährigen baden. Wir liessen Menschen, Vorträge und Diskussionen hinter uns und liessen uns im Wasser treiben.
  • Die Hauptmahlzeiten bestanden (fast) nur aus Resten. War ich froh, dass ich soviele Reste im Tiefkühler fand.
  • Heute, am Sonntag, lassen wir es langsam angehen. Getan wird nur das Nötigste. Und es gibt wieder Reste zum Essen. Schlafen, faulenzen, sitzen und Terere trinken und dann wieder schlafen und sitzen.

Entspannung ist nötig, um den Lebensbogen wieder spannen zu können. Noch wichtiger ist für mich, die Kraft zu finden, um die Spannung auch über eine gewisse Zeit halten zu können. In anderen Worten, ich brauche auch Ausdauer und Durchhaltevermögen. Nach einer Anspannung kann ich entspannen. Doch die Entspannung alleine gibt mir nicht die Kraft für die nächste Anspannung. Locker lassen bildet keine Muskeln. Durch Entspannung entwickle ich keine Ausdauer. Durchhalten kommt nicht von locker lassen.
Um den Bogen halten zu können, brauche ich Kraft. Doch woher die Kraft nehmen? Ich gewinne Kraft in der persönlichen Beziehung zu Gott. Wenn ich regelmässig mit Gott rede, erkenne ich, wo ich meinen Lebensbogen locker lassen und wo ich ihn mehr anspannen kann. Ich sehe, wo ich falsch anspanne und wo ich egoistisch Entspannung fordere. Das Lesen der Bibel hilft mir, die Grösse und Kraft Gottes besser zu erfassen und zu lernen, wo ich seine Kraft wirken lassen kann, ohne meine Kraft zu überfordern. Wie oft versuche ich, selber zu handeln, statt Gott um Hilfe zu bitten. Je intensiver ich mich mit Gott beschäftige, desto stärker wird mein Bogen. Desto mehr kann ich zurücktreten und Gott durch mein Leben wirken lassen. Ich brauche nicht mehr selber Kraft entwickeln, sondern lasse seine Kraft durch mein Leben fliessen. Anders gesagt: ich brauche nicht die Quelle sein, sondern bin nur ein Wasserrohr, durch dem das Quellwasser fliesst.
Das Zurücktreten verschafft mir gleichzeitig Zeit, zum entspannen. Arbeit Arbeit sein zu lassen, Seminare zu schwänzen und das Leben mit einem neu ausprobierten Rezept zu feiern.
Anspannung aushalten, den Bogen halten, Entspannung erleben, Kraft entwickeln, Ausdauer haben – ein gesundes Gleichgewicht erlebe ich in der persönlichen Beziehung mit Gott. Er ist die wahre Kraft in meinem Leben.