Samstag, 18. Juli 2015

Eine veränderte Sichtweise

“Ändere deine Ansichten und du hörst auf, dich zu beklagen,” soll Marc Aurel, ein römischer Kaiser und Philosoph, gesagt haben. “Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als du sie bisher sahst; denn das heißt ein neues Leben beginnen.” Ein weiterer Ausspruch von ihm. Er gibt auch ein praktisches Beispiel, wie man die Ansichten ändern kann: “Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt!”
Die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive betrachten. Angeregt wurde ich dadurch, dass ich einen Bericht über “Salutogenese” hörte. Tolles Wort, nicht wahr? Es bezeichnet die Wissenschaft von der Entstehung der Gesundheit. Im Gegensatz zur Pathogenese, die die Entstehung von Krankheiten erforscht. Zwei verschiedene Sichtweisen: Salutogenese stellt die Frage, wie der Mensch gesund wird und die Pathogenese fragt sich, wie der Mensch krank wird. Die Antworten werden - logischerweise - sehr unterschiedlich ausfallen. Der erste Bereich sucht Ziele, um gesund zu bleiben, der andere Bereich konzentriert sich auf die Vermeidung von Krankheiten.
Je länger ich über dieses Thema und die Veränderung meiner Ansichten nachdenke, desto interessanter werden die Fragen, die in mir hochsteigen. Und ich verstehe, warum wir aufhören zu klagen, wenn wir die Dinge von einer anderen Seite betrachten. Wenn ich mich frage, wie ich gesund werde und bleibe, konzentriere ich mich auf Gesundheit und Wohlbefinden. Ich finde Grund zum Danken, wenn ich gut geschlafen habe, wenn ich keine Schmerzen habe und Kraft und Energie in mir spüre. Wenn ich mich jedoch frage, wie ich Krankheit und Überanstrengung vermeiden kann, sehe ich hinter jeder Ecke eine Gefahr. Bei jeder Geschichte über Krankheit prüfe ich, ob ich ähnliche Symptome habe und werde (natûrlich) einige davon bei mir entdecken.
Wie will ich leben? Mich auf die Gesundheit konzentrieren oder Krankheiten vermeiden? Dieses Thema ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sein Denken zu verändern. Ein anderer Bereich wäre für mich der Haushalt: Halte ich Ordnung oder schaffe ich Ordnung? Wenn ich Ordnung halte, achte ich darauf, dass nichts unordentlich wird. Schaffe ich Ordnung, räume ich auf, was unordentlich ist. Oder Sauberkeit: achte ich darauf, dass das Haus sauber bleibt (sprich: nicht schmutzig wird) oder putze ich, wenn es schmutzig ist? Wenn ich Ordnung halten will, nervt mich jeder Gegenstand, der nicht an seinem Platz steht. Wenn ich Ordnung schaffe, dann räume ich halt auf, was unordentlich ist. Achte ich darauf, dass das Haus sauber bleibt, darf keiner mit schmutzigen Schuhen das Haus betreten, nichts anfassen, nichts verschüten und und und. Will ich Sauberkeit schaffen, putze ich einfach, wenn etwas schmutzig geworden ist.
Ein weiterer Bereich: mein geistliches Leben. Lese ich die Bibel um die Bibel gelesen zu haben? Zum Christsein gehört ja die “Stille Zeit.” Oder lese ich die Bibel um geistlich zu wachsen, das heisst: um Gott besser zu kennenzulernen und eine tiefere Beziehung zu ihm zu haben? Dasselbe mit dem Beten: bete ich weil man als Christ halt betet? Oder bete ich um mit Gott zu reden und mich mit ihm zu unterhalten?
Diese und ähnliche Fragen spornen mich an, über mich und mein Verhalten nachzudenken. Warum tue ich was ich tue und WIE tue ich es? Durch eine Veränderung der Sichtweise wird das Klagen weniger. Denn ich klage nicht über die Krankheit, sondern danke für die Gesundheit. Ich klage nicht über die Unordnung, sondern freue mich, dass ich Ordnung schaffe kann. Ich klage nicht über den Schmutz, sondern putze und freue mich an die Sauberkeit. Ich klage nicht darüber, wie schwer es ist, Stille Zeit zu machen, sondern freue mich, wenn ich Neues in der Bibel entdecke. Ich klage nicht über das Gebetsleben, sondern freue mich auf das Gespräch mit Gott.
Ich entscheide, welche Sichtweise ich übernehmen und leben will. Wie mein Leben aussieht und worauf ich mich konzentrieren will, entscheide ich.

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