Entspannung steht unter anderem für Stressabbau und das Vermindern der körperlichen und seelischen Anspannung. Auch für das Entlasten der Muskulatur. Abbauen, vermindern und entlasten. Ent-spannen. Die Spannung nehmen.
In der vergangenen Woche wurde mein Lebensbogen stark beansprucht, manchmal bis zu meinen Grenzen gebogen. Um die Spannung des Biegens auszuhalten, war Entspannung wichtig. Locker lassen um neue Spannkraft zu bekommen, war gefragt. Doch wie entspannen, wenn alles angespannt ist? Für michist es immer eine Herausforderung, in Zeiten der grössten Spannung zu entspannen.
Meine Lieblingsbloggerin, eine ältere Dame aus Australien,schreibt immer wieder, dass das Leben, das wir uns wünschen, uns nicht auf einem silbernen Tablett gereicht wird. Wir müssen es uns selber erarbeiten. Entspannung kommt von nicht von selber. Keiner sagt: “Komm, lehn dich mal zurück. Ich mache die Arbeit für dich.” Im Gegenteil, für Zeiten der Entspannung muss ich kämpfen und vielleicht sogar manche Leute enttäuschen, weil ich ihre Erwartungen und Wünsche nicht erfülle.
Entspannung sah für mich vorige Woche so aus:
- Die Nachmittage bleiben frei von jeglichen Verpflichtungen und Besucher sind nur in Ausnahmefälle erlaubt. Die vielen Hausaufgaben der Kinder und der Haushalt haben dann höchste Priorität.
- Programme am Abend teilen wir uns als Ehepaar ein. Das erspart uns einen Babysitter und einer von uns hat die Gelegenheit, sich einen gemütlichen, ruhigen Abend zu machen.
- Mein Geburtstag habe ich mit einigen guten Freundinnen gefeiert und mir vorher die Zeit genommen, einige neue Rezepte auszuprobieren. Das ist für mich Entspannung pur.
- Statt die volle Länge eines Seminars mitzumachen, brachte ich meinen Beitrag und fuhr gleich danach mit unserem Sechsjährigen baden. Wir liessen Menschen, Vorträge und Diskussionen hinter uns und liessen uns im Wasser treiben.
- Die Hauptmahlzeiten bestanden (fast) nur aus Resten. War ich froh, dass ich soviele Reste im Tiefkühler fand.
- Heute, am Sonntag, lassen wir es langsam angehen. Getan wird nur das Nötigste. Und es gibt wieder Reste zum Essen. Schlafen, faulenzen, sitzen und Terere trinken und dann wieder schlafen und sitzen.
Entspannung ist nötig, um den Lebensbogen wieder spannen zu können. Noch wichtiger ist für mich, die Kraft zu finden, um die Spannung auch über eine gewisse Zeit halten zu können. In anderen Worten, ich brauche auch Ausdauer und Durchhaltevermögen. Nach einer Anspannung kann ich entspannen. Doch die Entspannung alleine gibt mir nicht die Kraft für die nächste Anspannung. Locker lassen bildet keine Muskeln. Durch Entspannung entwickle ich keine Ausdauer. Durchhalten kommt nicht von locker lassen.
Um den Bogen halten zu können, brauche ich Kraft. Doch woher die Kraft nehmen? Ich gewinne Kraft in der persönlichen Beziehung zu Gott. Wenn ich regelmässig mit Gott rede, erkenne ich, wo ich meinen Lebensbogen locker lassen und wo ich ihn mehr anspannen kann. Ich sehe, wo ich falsch anspanne und wo ich egoistisch Entspannung fordere. Das Lesen der Bibel hilft mir, die Grösse und Kraft Gottes besser zu erfassen und zu lernen, wo ich seine Kraft wirken lassen kann, ohne meine Kraft zu überfordern. Wie oft versuche ich, selber zu handeln, statt Gott um Hilfe zu bitten. Je intensiver ich mich mit Gott beschäftige, desto stärker wird mein Bogen. Desto mehr kann ich zurücktreten und Gott durch mein Leben wirken lassen. Ich brauche nicht mehr selber Kraft entwickeln, sondern lasse seine Kraft durch mein Leben fliessen. Anders gesagt: ich brauche nicht die Quelle sein, sondern bin nur ein Wasserrohr, durch dem das Quellwasser fliesst.
Das Zurücktreten verschafft mir gleichzeitig Zeit, zum entspannen. Arbeit Arbeit sein zu lassen, Seminare zu schwänzen und das Leben mit einem neu ausprobierten Rezept zu feiern.
Anspannung aushalten, den Bogen halten, Entspannung erleben, Kraft entwickeln, Ausdauer haben – ein gesundes Gleichgewicht erlebe ich in der persönlichen Beziehung mit Gott. Er ist die wahre Kraft in meinem Leben.
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