Donnerstag, 12. März 2015

Wenn die ganze Welt taub wäre

Gestern habe ich zuviel gesprochen. Nach zwei Unterrichtsstunden am Vormittag und einen Vortrag am Abend versagte meine Stimme. Grippe plagte mich schon seit einiger Zeit und jetzt hatte das viele Reden die Stimmbänder überfordert.
Heute lege ich einen Tag des Schweigens ein. Und während ich überlegte, wie ich nur das Nötigste sprechen würde, fiel mir der Artikel “Wenn die ganze Welt blind wäre” ein. Wenn alle blind wären, wer würde mich wahrnehmen? Heute formuliere ich es für mich um: wenn die ganze Welt taub wäre, wer würde mich wahrnehmen? Würden die Menschen um mich herum etwas vermissen, wenn sie mich nicht hören könnten? Oder würden sie erleichtert sein, mich nicht mehr hören zu brauchen? In anderen Worten: ist mein Reden aufbauend, ermutigend, sinnvoll, weise und positiv?
In der Bibel finden wir ganz viele Verse, die uns Mut machen, unsere Worte mit Bedacht zu wählen. Darauf zu achten, was aus unserem Mund kommt. Jesus geht noch einen Schritt zurück und erklärt, wo es sich entscheidet, welche Worte wir sprechen. Nämlich im Herzen. In Matthäus 15, 18 und 19 heisst es: “Böse Worte aber kommen aus einem bösen Herzen und machen den Menschen, aus dessen Mund sie kommen, unrein. Aus dem Herzen kommen böse Gedanken wie zum Beispiel Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdung.”
Die Frage geht tiefer. Statt auf meine Worte zu achten, sollte ich mich fragen, wie es in meinem Herzen aussieht. Wie sieht mein Herz aus? Entstehen in meinem Herz Worte der Liebe, der Ermutigung, der Freude, des Friedens oder der Sanftmut? Ist mein Herz mit Liebe, mit Mut, mit Freude, mit Friede oder Sanftmut gefüllt? Oder ist mein Herz unruhig, verzweifelt, entmutigt, traurig und unzufrieden? Spreche ich negativ über andere? Rede ich nur von mir und finde kein gutes Wort für andere?
Mein Herz ist die Quelle meiner Worte. Und was aus meinem Mund kommt, zeigt, wie mein Herz ist. Wenn jetzt die ganze Welt taub wäre, wie würde sie mich wahrnehmen? Franziskus von Assisi soll gesagt haben: “Verkündige das Evangelium. Wenn nötig, nimm Worte dazu.” Wäre ich in der Lage, ohne Worte die Liebe, die ich bei Gott erlebe, weiterzugeben?
Meine Stimmbänder brauchen heute Ruhe um zu heilen und ich habe viel Zeit über mein Reden und meine Worte nachzudenken. Wenn nötig – wie Franziskus von Assisi  sagt – will ich Worte nehmen. Die übrige Zeit verbringe ich schweigend.

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