Lange Zeit gehörte ich zu der Gruppe der "Sammler und Jäger" - alles was ich sammeln konnte, habe ich gesammelt. Ich war auch eine Schnäppchen-Jägerin und freute mich, wenn ich einen außergewöhnlichen Gegenstand (Flasche, Dose, Papier, usw.) entdeckt hatte. Nichts konnte ich wegwerfen. Grund: ich könnte es eines Tages vielleicht noch brauchen.
Als die Sammlung größer und der Raum weniger wurde, um alles zu aufzubewahren, wusste ich, dass sich meine Einstellung ändern musste. Ich suchte mir motivierende Texte und Bücher zum Thema "Entrümpeln" und fing langsam an, mich von vielen unnötigen Sachen zu trennen.
Je länger ich mich mit diesem Thema beschäftigte und je mehr ich entrümpelte, desto begeisterter wurde ich. Trennung ist schwer, sogar von Gegenständen, die keine oder fast keine Bedeutung haben. Noch schwerer ist, sich von Sachen zu trennen, die eine Bedeutung haben. Doch durch das Loslassen und Wegwerfen oder Verschenken von Gegenständen wurden mit der Zeit nicht nur die Schränke leerer, sondern auch mein Herz.
"Wer Ballast abwirft, kann Neues aufnehmen", sagt Hans Lohberger, ein österreichischer Schrftsteller. Noch letzte Woche habe ich alle, über Monate gesammelte Cornflakes-Dosen weggeworfen. Es war total befreiend für mich. Ich hatte sie für ein großes Bastelprojet gesammelt. Doch ich fand keine Zeit für das Projekt und so lagen die Dosen im Schrank und jedesmal, wenn ich ihn öffnete, schienen sie mich vorwurfsvoll anzuschauen :-)
Nachdem ich meinen ganzen Mut zusammengenommen hatte, nahm ich alle Dosen und entsorgte sie. Dabei wurde in dem Moment nicht nur der Schrank leer, sondern auch mein Herz. Ich hatte auch den Druck, dieses Projekt, dass ich mir selbst auferlegt hatte, entsorgt. Dadurch entstand, wie Lohberger es so toll bezeichnete, Raum für Neues.
Als Schriftsteller hat er wohl viel Erfahrung gesammelt, wie das Loslassen von Ballast zu neue Ideen und Gedanken geführt hat. Für mich ist inzwischen das Entrümpeln zum Lebensstil geworden. Aus einer Sammlerin und Jägerin ist eine Entrümplerin geworden. Wenn ich neue Ideen für eine Arbeit brauche, räume ich mein Haus auf und werfe Krempel (das sich fast automatisch ansammelt) weg. Danach geniesse ich die Ordnung und kann mich auf neue Ideen und Einsichten konzentrieren.
Während ich über dieses Thema schreibe, steigt in mir wieder der Wunsch hoch, etwas zu entrümpeln und Raum für Neues zu schaffen. Obwohl ich etwas weggebe, es loslasse und einen Trennungsschmerz verspüre, wird es in mir leichter und ich werde frei.
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