Mein Leben läuft in meinen Gedanken ab. Das wusste schon Mark Aurel, der im Jahr 121 geboren wurde. Das steht schon sogar in den Sprüchen der Bibel. Das habe ich auch im Studium gelernt. In meinen Gedanken gestalte ich mir meine eigene Welt und lebe sie aus.
Ein Beispiel, das ich zur Zeit erlebe: es ist kalt. Viel zu kalt für mich. Je länger ich über die Kälte nachdenke und den heftigen Wind lausche, desto kälter wird mir. Denke ich an das warme Haus, das warme Bett, die weichen Decken und geniesse den heißen, duftenden Kaffee, wird mir warm. Was ist passiert? Meine Gedanken habe sich verändert. Wenn ich an die Kälte denke, wird mir kalt. Denke ich an die Wärme, die mir das Haus zu bieten hat, werde ich mir der Wärme bewusst.
Wie ich also denke, werden auch meine Gefühle und mein Handeln sein. Jetzt brauche ich eigentlich nur die richtigen Gedanken und mein Tag und mein Leben läuft perfekt. Doch wie bei einem Computerprogramm haben sich auch in meinem Denkprogramm leider einige Fehler eingeschlichen. Meine Gedanken drehen zwar immer noch, aber in die falsche, in die negative Richtung.
Diese Tage habe ich mein "Denkprogramm" (meine Gedankenwelt) durchgecheckt und bin auf einige Fehler gestoßen:
Erstens: ich übergeneralisiere. Weil es am Morgen sehr kalt ist, gehe ich davon aus, dass es den ganzen Tag lang kalt sein wird. Und auch die nächsten Tage - von früh bis spät. Ich übertrage eine niedrige Temperatur auf alle anderen Tage.
Zweitens: ich ignoriere das Positive. Ist mir kalt, denke ich nur an die Kälte und daran, dass ich friere. Ich ignoriere, dass ich mir warm anziehen kann, dass es im Haus warm ist und dass ich alle Möglichkeiten habe, der Kälte aus dem Weg zu gehen. Indem ich das Positive ignoriere, wird mir nur kälter und ich vergesse, wie gut ich es habe.
Drittens: ich katastrophiere. Ich mache aus einem kalten Tag eine Katastrophe. Ich konzentriere mich nur auf das für mich negative Ereignis und überbewerte es.
Viertens: ich halte meine Gefühle für richtig und vergesse, dass meine Gedanken mein Leben bestimmen. Ich fühle die Kälte, also ist mir kalt.
Mit diesen vier Gedankenfehlern in meinem Gehirn interpretiere ich einen kalten Tag so: "Es ist kalt und es wird den ganzen Tag kalt sein und wahrscheinlich auch die nächsten Tage (erster Fehler). Ich friere, meine Füße und Hände sind kalt und ich zittere und das ist eine Katastrophe, denn ich werde krank werden (zweiter und dritter Fehler) und meine Familie wird bei so einem Wetter krank werden und das ist schrecklich (dritter Fehler). Ich fühle die Kälte, also ist es kalt (vierter Fehler)."
Streiche ich jedoch diese negativen Denkfehler aus meiner Gedankenwelt, sieht ein kalter Tag für mich so aus: "Es ist heute Morgen kalt, aber die Sonne scheint und später wird es etwas wärmer werden. Ich ziehe mich warm an und warte ab, wie das Wetter wird. Zum Glück sind wir alle gesund und können im Haus bleiben, wo wir geschützt sind. Obwohl ich die Kälte fühle, weiß ich, dass es nicht so kalt ist."
Ich denke, also friere ich. Oder ich denke, also geniesse ich die Wärme trotz der Kälte.
Übrigens, die Kälte ist nur ein Beispiel von vielen. Wir können in unserem Kopf entscheiden, ob wir frieren, ob wir ärgerlich sind, ob wir ruhig und gelassen reagieren, ob wir eifersüchtig sind oder ob wir in Selbstmitleid schwimmen, ob das Leben stressig ist oder ob wir trotzdem Freude erleben können.
Ich denke, also....
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