Dienstag, 9. Dezember 2014

Gelassen durch die Adventstage

Für Gelassenheit in den letzten Tagen vor Weihnachten ist es schon fast zu spät. Vielleicht schafft es die eine oder der andere, etwas mehr Ruhe und Entspannung in den nächsten Tagen einzuplanen. 
Hier ein kurzer Ausschnitt, wie ich Gelassenheit im Dezember buchstabiere (dieser Artikel ist eine gekürzte Version einer fünfteiligen Serie, die ich in einem lokalen Radiosender brachte). 

Das Wort Advent kommt aus dem lateinischen und bedeutet Ankunft. Wir bereiten uns auf das größte Fest des Jahres vor – das Fest der Geburt Jesus. Oder, wie unsere Kinder es gerne sagen: wir feiern den Geburtstag von Jesus. 
Für einige ist dieses Fest mit viel Arbeit und Stress verbunden. Das Haus muss geputzt werden, Karten geschrieben, Kekse gebacken, Geschenke gekauft und Familienfeste vorbereitet. Die viele Arbeit lässt einem dann manchmal vergessen, das der Advent einlädt. die Ankunft von Jesus zu feiern. Wie kann ich die Adventstage so gestalten, dass die Arbeit getan wird und ich trotzdem diese Wochen bewusst erlebe?
Zwei Wörter sollen uns dabei helfen: gelassen und Zeit. Das Wort gelassen bedeutet, das seelische Gleichgewicht bewahren, beherrscht, ruhig und gefasst sein. Wie schaffe ich das? Indem ich mir Zeit nehme. Die Geburt Jesus, damals in Bethlehem, erfuhren drei Gruppen von Menschen. Sie konnten nicht unterschiedlicher sein und doch hatten sie alle etwas gemeinsam. Die Hirten auf dem Feld, die drei Weisen und zwei alte Menschen, Hanna und Simeon. Sie waren die Bevorzugten, die das große Wunder der Menschwerdung Jesu hörten und sahen. Was hatten sie gemeinsam? Sie hatten Zeit. Sie hatten nicht mehr Zeit als die anderen Menschen in Bethlehem, sie teilten ihre Zeit nur anders ein. Die Hirten, die draußen saßen und auf ihre Schafe aufpassten und sich fernhielten von dem Gedränge in der Stadt. Die drei Weisen, die die Sterne studierten und eine lange Reise auf sich nahmen um das Wunder zu sehen. Und Hanna und Simeon, die im Tempel waren. In der Nähe Gottes.
Wenn ich mir Zeit nehme, wie diese Menschen damals, werde ich gelassener. Bin ich gelassen, kann ich meine Zeit besser einteilen. Wenn ich ruhig und gefasst bin, bekommt Weihnachten ein tieferen Sinn. Dekoration, Geschenke und das viele Essen sind nicht mehr das Wichtigste. Ich nehme die Menschen um mich wahr. Ich werde mir bewusst, welch ein großes Geschenk wir durch die Geburt Jesu bekommen haben.
Das Wort ZEIT wollen wir unter die Lupe nehmen. Jeder Buchstabe steht für ein besondere Eigenschaft um gelassen durch die Adventstage zu gehen.

Der Buchstabe Z steht für „zusammen“. Erwachsene sind zielorientiert. Wenn sie sich etwas vornehmen, wollen sie so schnell wie möglich das Ergebnis sehen. Beim Backen ist das Ziel, die fertigen Plätzchen in der Dose zu sehen. Beim Weihnachtseinkaufen ist das Ziel, mit einem Geschenk nach Hause zu fahren. Beim Dekorieren für Weihnachten will man den fertigen Baum sehen. Für Kinder dagegen ist der Weg das Ziel. Es geht um das Backen, nicht um die fertigen Plätzchen. Es geht um das Aussuchen eines Geschenkes und nicht mit einem Geschenk nach Hause zu fahren. Es geht um das Dekorieren: den Schmuck zu bewundern und zu überlegen, wo man wie was aufhängt.
Und es geht um das Zusammensein. Zusammen ein Geschenk aussuchen – ein Riesenspaß für die Kinder. Uns Erwachsene kostet es nur etwas Zeit und vielleicht auch etwas Geduld. Zusammen backen. Zusammen die Dekoration vom letzten Jahr vorholen, durchschauen und gemeinsam entscheiden, wo was aufgehängt wird.
Es ist einfacher und geht schneller, wenn man den Weihnachtsbaum dekoriert, wenn die Kinder nicht da sein. Es ist auch weniger Arbeit, ohne Kinder die Weihnachtskekse zu backen. Karten basteln ohne Kinder ist entspannter. Keine Frage. Wenn wir uns die Zeit nehmen, mit unseren Kindern oder Großkindern die Weihnachtszeit zu gestalten, werden wir weniger tun und mehr erleben. Und warum auch nicht? Unsere Aufgabenliste wird dadurch kürzer, weil wir für jede Arbeit mehr Zeit einplanen müssen. Wir lernen, den Weg zu geniessen – wie die Kinder. Statt vier verschiedene Weihnachtsrezepte, haben wir nur eines gebacken. Statt eine aufwendige und perfekte Dekoration leuchtende Kinderaugen, die finden, das wir das schönste Haus auf der ganzen Welt haben. 
Die Weihnachtstage bekommen eine neue Bedeutung, wenn wir sie zusammen erleben. Erinnern wir uns doch an unsere Kindheit. Wie schön und aufregend konnte die Weihnachtszeit sein – besonders dann, wenn Erwachsene sie mit uns zusammen gestalteten 

Das E steht für Erwartungen ablegen. Die Weihnachtstage sind oft mit großen Erwartungen gefüllt. Die Erwartung, dass ein besonderer Wunsch sich endlich erfüllt. Die Erwartung, dass die ganze Familie, ohne Streit, feiern kann. Es ist ja schließlich das Fest der Liebe. Die Erwartung, dass das viele vorbereitete Essen auch schmecken wird. Die Erwartung, dass das Haus perfekt aussieht.
Wie wäre es, wenn wir in diesem Jahr die Erwartungen ablegen? Eine Studie in London soll ergeben haben, dass für Männer Weihnachtseinkäufe so stressig sind wie es für einen Piloten ist, ein Kampfflugzeug zu fliegen. Sind die Geschenke das wert? 
Weihnachten wird das Fest der Liebe gefeiert. Die Menschwerdung Jesu. Wie unser Fünfjähriger gerne sagt: Weihnachten geht es um Jesus. Geht es um Jesus, wenn ich das Haus perfekt dekoriere oder erwarte, dass alle Kinder zu der selben Zeit nach Hause kommen? Geht es um das Geburtstag von Jesus, wenn ich aufwendige Gerichte koche und am Ende müde und nervös bin? Geht es um Advent, um Ankunft, wenn ich teure Geschenke kaufe, die ich mir oft gar nicht leisten kann?
Welche Erwartungen kann ich in diesem Jahr ablegen, um gelassener die Weihnachtstage zu erleben? Statt erwarten können wir fragen. Wir fragen unserem Mann, unsere Kinder, unsere Familie. Wie würdest du Weihnachten feiern wollen? Was macht dir Spaß? Was findest du schön? Und ich frage mich selber: wie will ich Weihnachten erleben? Welche Erwartungen an mir selber muss ich ablegen? 
Die Antwort der Kinder und des Mannes wird uns vielleicht erstaunen. Sie erwarten keine geschmückte Wohnung wie aus einer Wohnzeitschrift oder ein Fünf-Sterne-Essen. Gelassenheit, Ruhe und möglichst viel zusammen erleben – so einfach und leicht kann die Weihnachtszeit sein.

I wie Inhalt geben. Die Weihnachtstage mit Inhalt füllen. Essen, Geschenke und Dekoration sind nur der äußere Rahmen von Weihnachten. Ein Zitat von Roswitha Bloch sagt: „Wenn uns bewusst wird, dass die Zeit, die wir uns für einen anderen Menschen nehmen, das Kostbarste ist, was wir schenken können, haben wir den Sinn der Weihnacht verstanden.“ Zeit nehmen für andere – das ist schon eine Möglichkeit, die Weihnachtstage mit Inhalt zu füllen. Andere Ideen sind: im Dezember ein gutes Buch lesen, dass mich das Wunder der Geburt Jesu neu groß werden läßt. Max Lucado hat gute Bücher zu diesem Thema. Oder ein Dankes-Tagebuch führen entweder alleine oder als Familie. Jeden Tag aufschreiben, wofür ich dankbar bin. Weihnachten wird dadurch zu einem besonderen Erlebnis. Jemanden DANKE sagen für ihre oder seine gute Arbeit. Mit einer Karte, Schokolade oder Kekse. Ein Dank gebührt den Lehrern, der freundlichen Kassiererin im Super, den Krankenschwestern, dem Tankwart, der Müllabfuhr, den Leuten, die sich ehrenamtlich einsetzen wie z.B. der Feuerwehr oder Mitarbeiter in der Gemeinde. Es gibt viele Menschen die ihre Arbeit verrichten ohne ein Dankeschön zu bekommen. Danke sagen macht mich selber dankbarer. Und dankbar bin ich, weil ich ja durch Jesus das größte Geschenk des Lebens bekommen habe. 
Die Weihnachtstage mit Inhalt füllen in dem ich Freude, Zeit und Dankbarkeit verschenke. 

Jetzt kommen wir zum T – er steht für Trost schenken.
Dazu eine kleine Geschichte:
Die Vier Kerzen
Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: “ Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich nicht.” Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte:” Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.” Ein Luftzug wehte durch den Raum und die zweite Kerze war aus.
Leise und sehr traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort: ” Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen. ” Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: “ Aber, aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein! “ Und fast fing es das Weinen an. Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort.
Sie sagte: “ Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden.
Ich heiße Hoffnung! ”
Mit einem Streichholz nahm das Kind, das Licht dieser Kerze und zündete die anderen Kerzen wieder an!
Es gibt Wünsche, die wir nicht erfüllen können. Frieden, Glaube oder Liebe können wir nicht kaufen. Wir können Frieden nicht erzwingen. Wir können für andere nicht glauben – nur beten. Und wir können Liebe nicht verlangen – nur verschenken. Wir können jedoch Hoffnung geben. Wer in meiner Umgebung braucht einen Funken Hoffnung durch einen Besuch, eine Karte, ein Essen oder ein freundliches Wort. Wenn ich Trost verschenke wird Weihnachten einen tieferen Sinn bekommen. Das Hetzen und die viele Arbeit rückt in den Hintergrund. Wenn ich jemanden begegne, der Hoffnung und Trost braucht und Zeit mit dieser Person verbringe, wird mein Leben und damit die Weihnachtszeit ihre wahre Bedeutung bekommen. Und wenn ich ein Funken Hoffnung weitergeben kann, werden vielleicht auch die anderen Kerzen – der Friede, der Glaube und die Liebe neu angezuendet. Beim anderen und auch bei mir.
Mit Gelassenheit durch die Weihnachtstage – in dem wir zusammen diese Tage mit Inhalt füllen. Erwartungen ablegen und Trost und Hoffnung verschenken - das wünschen ich euch!

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