Donnerstag, 19. Dezember 2013

Nur ein kleines Rädchen im Getriebe

Vorweihnachtszeit. Gefüllt mit Aktivitäten und mit Aufgaben, die darauf warten, abgehakt zu werden. Es gibt oft mehr zu tun, als der Tag Stunden hat. Hier ein Kuchen backen, dort ein Besuch, hier eine kleine Hilfeleistung, dort jemanden Zeit schenken. Und irgendwann, fast unmerklich, verliere ich die Realität aus dem Auge.
Das kleine Rädchen in einem großen Getriebe dreht sich um sich selbst. Und während es sich nur um sich selbst dreht, verliert es den Blick für das Ganze. Es sieht nur sich selbst. Es achtet nur auf seine eigenen Umdrehungen und vergisst, dass es nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist. Je länger es sich um selbst dreht, desto wichtiger kommt es sich vor. “Ohne mich dreht hier nichts”, beginnt es zu denken. “Wenn ich nicht drehe, bleibt die Welt stehen.” Während es sich immer wichtiger nimmt, überkommt diesem Rädchen auch eine Welle von Mitleid. Es fängt sich an zu bedauern. “Immer muss ich drehen. Wenn ich nicht drehe, dreht nichts mehr und ich bin schon so müde!” Es hat die Realität aus den Augen verloren.
Wenn ich diesen Punkt erreiche und merke, dass ich mich selbst zu wichtig nehme und mich bemitleide, ist es Zeit die Perspektive zu wechseln. Es ist Zeit, wieder das ganze Bild zu sehen und mich als das zu sehen, was ich bin: nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Am schnellsten gelingt mir der Perspektivenwechsel, wenn ich Jesaja 40 lese. Dieses Kapitel beschreibt die Größe Gottes und wo ich als Mensch stehe. Der Schreiber braucht Bilder aus dem Alltag, um zu zeigen, wer ich als Mensch bin und wie groß Gott ist.

Der Mensch ist wie Gras:
Vers 6a – 7: “Menschen sind wie Gras. Ihre Schönheit ist wie eine Feldblume. Das Gras verdorrt und die Blumen welken, wenn der Atem des Herrn über sie weht. Ja, wirklich: Das Volk ist wie Gras.”
Welch eine Ernüchterung, nicht wahr?

Die Menschheit – ein Staubkörnchen
Vers 15: "Die Völker sind in seinen (Gottes) Augen wie ein Tropfen am Eimer, wie ein Staubkorn auf einer Waage. Ferne Länder fallen bei ihm nicht mehr als ein Staubkörnchen ins Gewicht."  
Mein Dasein hat weniger Gewicht als ein Staubkorn und ich dachte, ich wäre wichtig.

Wie groß ist Gott?
Vers 16 und 17: "Die Wälder des Libanon enthalten nicht genügend Brennholz und alle seine Tiere wären nicht genug für ein Brandopfer.  Die gesamte Weltbevölkerung ist in seinen Augen nichts."

Nicht mal die wirklich wichtigen Menschen sind wichtig:
Vers 23 und 24: "Er macht die Großen dieser Welt wirkungslos und die obersten Richter zunichte. Kaum sind sie gepflanzt, kaum habe sie Wurzeln geschlagen, da bläst er über sie hinweg und sie müssen verdorren. Der Sturm trägt sie fort wie Spreu."

Wenn ich diese Verse in mir wirken lasse, bekomme ich wieder ein Blick für das ganze Bild. Ich sehe mich als das kleine Rädchen im Getriebe, dass sich Tag für Tag um sich selbst dreht. Mich überfällt eine erleichternde Müdigkeit. Ich bin nicht für alles zuständig. Das Leben dreht weiter, auch wenn ich nicht da bin. Es geht auch ohne mich. Wie befreiend ist dieser Gedanke! Wie ermüdend war es, mich für alles verantwortlich zu machen.
Diese Müdigkeit sieht Gott und hier zeigt sich seine wahre Größe. Er weiß wie klein und unbedeutend ich bin im Vergleich zu seiner Größe und trotzdem bin ich ihm nicht egal. Er kümmert sich um die Menschen wie ein Hirte um seine Schafe. Vers 11 beschreibt diese Fürsorge: "Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte: Die Lämmer wird er im Arm tragen und sie auf seinem Schoß halten, die Mutterschafe wird er freundlich leiten." Er weiß auch um meine Müdigkeit und wie kraftlos ich mich manchmal fühle: “Er gibt den Erschöpften neue Kraft; er gibt den Kraftlosen reichlich Stärke.” (Vers 29)
Ich bin nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Wenn ich mich zulange um mich selber drehe, verliere ich die Realität aus den Augen. Wenn ich mir die Größe Gottes vor Augen führe, wird mir bewusst, dass ich weniger Gewicht habe, als ein Staubkörnchen. Dieses Bild befreit mich von meinen hohen Erwartungen an mich selbst. Es gibt einen Gott, der über alles steht und der mich trotzdem sieht und sich um mich kümmert. Ich darf müde sein und er, der große Gott, gibt mir Kraft und Stärke. Ich bin zwar nur ein Staubkorn, aber ein von Gott geliebtes Staubkörnchen!

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