Sonntag, 22. März 2015

Die wahre Kraft für mein Leben

Zum Geburtstag bekam ich eine Karte, auf der geschrieben stand: “Auch ein starker Bogen braucht ab und zu Entspannung.” Und auf der Rückseite der liebevolle Hinweis: “Vergiss das nicht.”
Entspannung steht unter anderem für Stressabbau und das Vermindern der körperlichen und seelischen Anspannung. Auch für das Entlasten der Muskulatur. Abbauen, vermindern und entlasten. Ent-spannen. Die Spannung nehmen.
In der vergangenen Woche wurde mein Lebensbogen stark beansprucht, manchmal bis zu meinen Grenzen gebogen. Um die Spannung des Biegens auszuhalten, war Entspannung wichtig. Locker lassen um neue Spannkraft zu bekommen, war gefragt. Doch wie entspannen, wenn alles angespannt ist? Für michist es immer eine Herausforderung, in Zeiten der grössten Spannung zu entspannen.
Meine Lieblingsbloggerin, eine ältere Dame aus Australien,schreibt immer wieder, dass das Leben, das wir uns wünschen, uns nicht auf einem silbernen Tablett gereicht wird. Wir müssen es uns selber erarbeiten. Entspannung kommt von nicht von selber. Keiner sagt: “Komm, lehn dich mal zurück. Ich mache die Arbeit für dich.” Im Gegenteil, für Zeiten der Entspannung muss ich kämpfen und vielleicht sogar manche Leute enttäuschen, weil ich ihre Erwartungen und Wünsche nicht erfülle.

Entspannung sah für mich vorige Woche so aus:

  • Die Nachmittage bleiben frei von jeglichen Verpflichtungen und Besucher sind nur in Ausnahmefälle erlaubt. Die vielen Hausaufgaben der Kinder und der Haushalt haben dann höchste Priorität.
  • Programme am Abend teilen wir uns als Ehepaar ein. Das erspart uns einen Babysitter und einer von uns hat die Gelegenheit, sich einen gemütlichen, ruhigen Abend zu machen.
  • Mein Geburtstag habe ich mit einigen guten Freundinnen gefeiert und mir vorher die Zeit genommen, einige neue Rezepte auszuprobieren. Das ist für mich Entspannung pur.
  • Statt die volle Länge eines Seminars mitzumachen, brachte ich meinen Beitrag und fuhr gleich danach mit unserem Sechsjährigen baden. Wir liessen Menschen, Vorträge und Diskussionen hinter uns und liessen uns im Wasser treiben.
  • Die Hauptmahlzeiten bestanden (fast) nur aus Resten. War ich froh, dass ich soviele Reste im Tiefkühler fand.
  • Heute, am Sonntag, lassen wir es langsam angehen. Getan wird nur das Nötigste. Und es gibt wieder Reste zum Essen. Schlafen, faulenzen, sitzen und Terere trinken und dann wieder schlafen und sitzen.

Entspannung ist nötig, um den Lebensbogen wieder spannen zu können. Noch wichtiger ist für mich, die Kraft zu finden, um die Spannung auch über eine gewisse Zeit halten zu können. In anderen Worten, ich brauche auch Ausdauer und Durchhaltevermögen. Nach einer Anspannung kann ich entspannen. Doch die Entspannung alleine gibt mir nicht die Kraft für die nächste Anspannung. Locker lassen bildet keine Muskeln. Durch Entspannung entwickle ich keine Ausdauer. Durchhalten kommt nicht von locker lassen.
Um den Bogen halten zu können, brauche ich Kraft. Doch woher die Kraft nehmen? Ich gewinne Kraft in der persönlichen Beziehung zu Gott. Wenn ich regelmässig mit Gott rede, erkenne ich, wo ich meinen Lebensbogen locker lassen und wo ich ihn mehr anspannen kann. Ich sehe, wo ich falsch anspanne und wo ich egoistisch Entspannung fordere. Das Lesen der Bibel hilft mir, die Grösse und Kraft Gottes besser zu erfassen und zu lernen, wo ich seine Kraft wirken lassen kann, ohne meine Kraft zu überfordern. Wie oft versuche ich, selber zu handeln, statt Gott um Hilfe zu bitten. Je intensiver ich mich mit Gott beschäftige, desto stärker wird mein Bogen. Desto mehr kann ich zurücktreten und Gott durch mein Leben wirken lassen. Ich brauche nicht mehr selber Kraft entwickeln, sondern lasse seine Kraft durch mein Leben fliessen. Anders gesagt: ich brauche nicht die Quelle sein, sondern bin nur ein Wasserrohr, durch dem das Quellwasser fliesst.
Das Zurücktreten verschafft mir gleichzeitig Zeit, zum entspannen. Arbeit Arbeit sein zu lassen, Seminare zu schwänzen und das Leben mit einem neu ausprobierten Rezept zu feiern.
Anspannung aushalten, den Bogen halten, Entspannung erleben, Kraft entwickeln, Ausdauer haben – ein gesundes Gleichgewicht erlebe ich in der persönlichen Beziehung mit Gott. Er ist die wahre Kraft in meinem Leben.

Donnerstag, 12. März 2015

Wenn die ganze Welt taub wäre

Gestern habe ich zuviel gesprochen. Nach zwei Unterrichtsstunden am Vormittag und einen Vortrag am Abend versagte meine Stimme. Grippe plagte mich schon seit einiger Zeit und jetzt hatte das viele Reden die Stimmbänder überfordert.
Heute lege ich einen Tag des Schweigens ein. Und während ich überlegte, wie ich nur das Nötigste sprechen würde, fiel mir der Artikel “Wenn die ganze Welt blind wäre” ein. Wenn alle blind wären, wer würde mich wahrnehmen? Heute formuliere ich es für mich um: wenn die ganze Welt taub wäre, wer würde mich wahrnehmen? Würden die Menschen um mich herum etwas vermissen, wenn sie mich nicht hören könnten? Oder würden sie erleichtert sein, mich nicht mehr hören zu brauchen? In anderen Worten: ist mein Reden aufbauend, ermutigend, sinnvoll, weise und positiv?
In der Bibel finden wir ganz viele Verse, die uns Mut machen, unsere Worte mit Bedacht zu wählen. Darauf zu achten, was aus unserem Mund kommt. Jesus geht noch einen Schritt zurück und erklärt, wo es sich entscheidet, welche Worte wir sprechen. Nämlich im Herzen. In Matthäus 15, 18 und 19 heisst es: “Böse Worte aber kommen aus einem bösen Herzen und machen den Menschen, aus dessen Mund sie kommen, unrein. Aus dem Herzen kommen böse Gedanken wie zum Beispiel Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdung.”
Die Frage geht tiefer. Statt auf meine Worte zu achten, sollte ich mich fragen, wie es in meinem Herzen aussieht. Wie sieht mein Herz aus? Entstehen in meinem Herz Worte der Liebe, der Ermutigung, der Freude, des Friedens oder der Sanftmut? Ist mein Herz mit Liebe, mit Mut, mit Freude, mit Friede oder Sanftmut gefüllt? Oder ist mein Herz unruhig, verzweifelt, entmutigt, traurig und unzufrieden? Spreche ich negativ über andere? Rede ich nur von mir und finde kein gutes Wort für andere?
Mein Herz ist die Quelle meiner Worte. Und was aus meinem Mund kommt, zeigt, wie mein Herz ist. Wenn jetzt die ganze Welt taub wäre, wie würde sie mich wahrnehmen? Franziskus von Assisi soll gesagt haben: “Verkündige das Evangelium. Wenn nötig, nimm Worte dazu.” Wäre ich in der Lage, ohne Worte die Liebe, die ich bei Gott erlebe, weiterzugeben?
Meine Stimmbänder brauchen heute Ruhe um zu heilen und ich habe viel Zeit über mein Reden und meine Worte nachzudenken. Wenn nötig – wie Franziskus von Assisi  sagt – will ich Worte nehmen. Die übrige Zeit verbringe ich schweigend.

Sonntag, 1. März 2015

Lohnender Verzicht

"Das wahre Glück ist die Genügsamkeit, und die Genügsamkeit hat überall genug."
 Johann Wolfgang von Goethe

"Was es alles gibt, was ich nicht brauche!"
Aristoteles

Bevor wir das wahre Glück der Genügsamkeit erleben und erkennen, was wir alles nicht brauchen, ist entrümpeln angesagt.  Uns trennen von Sachen, Gegenständen und Gedanken oder Gewohnheiten die uns das Leben erschweren statt erleichtern. Wie soll ich Genügsamkeit erfahren, wenn meine Schränke überquellen? Wie kann ich mein Leben zufrieden leben, wenn negative Worte und Angewohnheiten meinen Alltag bestimmen?
Die Wochen vor Ostern sind auch Fastenwochen. Menschen verzichten bewusst auf etwas, dass ihnen wichtig ist. Wie wäre es, wenn wir auf das Zuviel in unserem Leben verzichten? Auf das Zuviel, dass uns niederdrückt und deprimiert? Auf das Zuviel, dass unseren Alltag schwerer statt leichter macht?
Hier eine ganz bunte Liste von Gedanken, Gewohnheiten und Gegenstände, die wir entrümpeln können. Die Liste ist einfachheitshalber nach dem ABC geordnet. Vielleicht findest du paar Ideen, die in den nächsten Tagen und Wochen aus deinem Alltag, deinem Leben oder Haushalt verschwinden dürfen.

Abgelaufene Lebensmittel
Abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente
Alle digitale Gegenstände, die nicht mehr funktionieren oder nicht gebraucht werden
Alles was defekt ist und nicht repariert werden kann
Alte Geburtstags- und Weihnachtskarten, Einladungen usw.
Alte Kochtöpfe, die nicht gebraucht werden
Alte Schuhe, die doch nicht angezogen werden
Alte Zeitungen und Zeitschriften
Angst vor dem Entrümpeln
Ärgerliche Gedanken
Bücher, die keiner mehr liest
Computerprogramme und  Apps, die du nicht benutzt
Deko die nicht mehr gebraucht wird (Trockenblumen, Girlanden, usw.)
Den Drang, immer im Mittelpunkt zu stehen
Die Angewohnheit, alles zu behalten und aufzubewahren
Die Gewohnheit, ständig aufs Telefon zu schauen
Eingefrorene Reste im Tiefkühler, die doch keiner essen will
Fernsehen
Gerüchte weitertragen
Getränke die zuviel Kalorien enthalten (lieber Wasser trinken)
Jammern
Kaputtes Spielzeug
Kinderzeichnungen (nur die wichtigsten halten)
Kleider, die seit einem Jahr nicht mehr getragen werden
Kosmetik, Parfums und Toilettenartikel, die du doch nicht brauchst
Küchengeräte, die nur Staub ansammeln (sprich: die nie gebraucht werden)
Leere Flaschen, Dosen und Behälter
Liebloses Verhalten
Möbel die in der Ecke stehen oder stören
Negativ reden über andere und über sich selbst
Negative Gewohnheiten
Rezepte, die doch nicht ausprobiert werden
Snacks, die ungesund sind
Sorgen
Unangenehme Erinnerungen aus der Vergangenheit
Ungesunde Essgewohnheiten
Verletzungen (in dem wir die betreffenden Personen vergeben)
Werbungen
Zuviel Zeit mit Facebook, Twitter, WhatsUp usw.
Zuviele Worte

"Der Weise verzichtet auf alles worauf sich irgend verzichten läßt, denn er weiß, daß jedes Ding eine Wolke Unfrieden um sich hat."
Christian Morgenstern