Freitag, 4. Oktober 2013

Mehr als nur biblische Geschichten: Eva – Klugheit schützt vor Torheit nicht

Die Schlange war das listigste von allen Tieren, die Gott, der Herr, erschaffen hatte. “Hat Gott wirklich gesagt”, fragte sie die Frau, “dass ihr keine Früchte von den Bäumen des Gartens essen dürft?” “Selbstverständlich dürfen wir sie essen”, entgegnete die Frau der Schlange. “Nur über die Früchte vom Baum in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: ´Esst sie nicht, ja berührt sich nicht einmal, sonst werdet ihr sterben.´”
“Ihr werdet nicht sterben!”, zischte die Schlange. “Gott weiß, dass eure Augen geöffnet werden, wenn ihr davon esst. Ihr werdet sein wie Gott und das Gute vom Bösen unterscheiden können.”
Die Frau sah: Die Früchte waren so frisch, lecker und verlockend – uund sie würden sie klug machen! Also nahm sie eine Frucht, biss hinein und gab auch ihrem Mann davon. Da aß auch er von der Frucht. In diesem Augenblick wurden den beiden die Augen geöffnet und sie bemerkten auf einmal, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze.
1. Mose 3, 1-7

Wenn ich an Eva denke, schwanke ich zwischen Wut und Mitleid. Wut, weil sie wegen einer Frucht den Garten Eden aufs Spiel gesetzt und verloren hat. Mitleid, weil sie keinen Beistand hatte, als die Schlange sie mit listigen Worte verführte. Doch dann ärgere ich mich, weil sie sich auf ihren Verstand verlassen hat und einige schlaue Sätze von der Schlange sie so schnell überzeugen konnte. Gleichzeitig bewundere ich sie für ihre Klugheit. Sie musste überredet werden, um von der verbotenen Frucht zu essen.
Während meine Gefühle zwischen Wut, Mitleid, Ärger und Bewunderung schwanken, stelle ich fest, dass ich Eva sehr ähnlich bin. Statt am Morgen einige stille Minuten mit Gott zu verbringen, lass ich mich von meiner inneren Schlange überreden, paar gute Artikel im Internet oder ein Buch zu lesen. “Es wird dich klüger machen und du wirst deinen Tag besser gestalten können”, argumentiert die Schlange.  Mein Leben besser in den Griff zu bekommen, ist ein verlockender Gedanke. An anderen Tagen lass ich mich dazu verführen, erst die wichtigsten Arbeiten zu erledigen und dann Zeit mit Gott zu verbringen. Dabei verliere ich jedesmal, genau wie Eva, ein kleines Stückchen Paradies. Wenn ich erst in Gottes Gegenwart trete, bevor ich mich den Tag stelle, bin ich innerlich gestärkt und mit einem Frieden im Herzen, den mir so schnell keiner nehmen kann. Dann bin ich in der Lage gelassen zu bleiben, auch wenn der Tag nicht wie geplant läuft. Keine schlauen Bücher oder Artikel können mir das geben, was ich durch eine Begegnung mit Gott bekomme.
Obwohl ich weiß, wie wichtig diese Zeit mit Gott ist, muss ich jeden Tag mit der alten Eva in mir kämpfen. Ich will doch so gerne klüger, weiser, intelligenter werden und mein Leben in den Griff kriegen. So wird dieser, eigentlich sehr gute Wunsch, zu einer Falle. Wie Eva, versuche ich meinen eigenen Weg zu gehen. Statt mich Gott anzuvertrauen, verlasse ich mich auf meine eigene Klugheit. Dieses erlebe ich nicht nur am Morgen bei der Entscheidung Gott zu begegnen oder den Tag selber in die Hand zu nehmen. Tagtäglich bin ich verschiedenen Situationen ausgesetzt, wo ich mich entscheiden muss, mich auf Gott zu verlassen oder meinen eigenen Weg zu gehen.
Dabei will ich, wenn ich meinen eigenen Weg wähle, doch nur das Beste. Ich bin nicht absichtlich böse (nur manchmal). Ich will das Beste für meine Familie. Ich will das Gute tun. Und was ist daran falsch? Eva erkannte auch nicht, dass der Weg der Schlange nicht das Beste für sie war. Obwohl es als das Beste für sie hingestellt wurde. Erst als sie die Frucht gegessen hatte, erkannte sie, wie falsch ihre Entscheidung war.
Wie oft habe ich das Beste gewollt und später bitter erfahren müssen, dass das Beste mein eigener Weg und nicht Gottes Weg war. Manchmal dachte ich, das Beste wäre, mein Kind zu bestrafen, statt mir die Zeit zu nehmen, es zuzuhören und herauszufinden, wie es zu dieser Tat gekommen ist. Für meinen Mann will ich auch nur das Beste! Dabei stimmen mein “Bestes” nicht immer mit sein “Bestes” und schon gar nicht mit Gott sein “Bestes” überein. Ich will auch nur das Beste für meine Freundin und helfe ihr, wo ich nur helfen kann. Dabei wäre es – aus Gottes Perspektive – das Beste, wenn ich ihn wirken lassen würde. Das Beste wäre manchmal, einer Person zu zeigen, wie sehr sie mich verletzt hat, indem ich ihr die selben Wunden zufüge. Es wäre wohl eine lehrreiche Erfahrung für die Person. Doch Gott sein Bestes sieht anders aus. Er fordert uns auf, auf die Rache zu verzichten und ihm diese Situation zu übergeben.
Wie Eva will ich nur das Beste und gehe meinen eigenen Weg, statt mich auf Gott zu verlassen. Ich verlasse mich auf meinem Verstand, den ich im Laufe meine Lebens, mit viele gute Bücher und Studien gefüllt habe. Doch leider schützt Klugheit vor Torheit nicht. Auch das Beste wollen ist keine Garantie für ein gutes Leben. Es gibt nur eine Möglichkeit, den richtigen Weg für mein Leben zu finden. Eva hat mich gelehrt, welches der falsche Weg ist. Nämlich, mich auf meinen Verstand zu verlassen, auch wenn ich nur das Beste will.
Der Schreiber von Sprüche sagt: “Vertraue von ganzem Herzen auf den Herrn und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Denke an ihn, was immer du tust, dann wird er dir den richtigen Weg zeigen. Bilde dir nichts auf deine Weisheit ein, sondern fürchte den Herrn und meide das Böse. Das macht dein Leben gesund und du bekommst neue Kraft.” (Sprüche 3, 5-8)
Hätte Eva erst mit Gott über diese Situation gesprochen statt gleich zu handeln, wären wir heute noch im Garten Eden. Aber warte! Wenn nicht Eva, dann hätte ich uns durch meine Klugheit aus dem Paradies vertrieben. Wie Eva stehe ich heute noch jeden Tag vor der Entscheidung mich auf meinen Verstand zu verlassen und das Beste zu wollen oder mein Vertrauen auf Gott zu setzen. Und obwohl ich weiß, dass Gottes Wege richtig sind, fällt es mir schwer ihn zu betreten. Ich glaube und vertraue, aber zweifle und bin unsicher. Mir geht es wie dem Vater von dem besessenen Jungen in Markus 9. Er sagte zu Jesus: “Ich glaube” Aber hilf mir, dass ich nicht zweifle!” 
“Gott, ich glaube, dass dein Weg der Beste für mich ist. Hilf mir, dass ich deinen Weg auch gehe und mich nicht auf meinem Verstand verlasse.”

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen