Donnerstag, 15. Oktober 2015

Die Kunst des Schweigens

“Reden ist sein Liebstes, und das tut er bevorzugt über sich selbst.” Dieser Satz und ein toller Vortrag über Kommunikation von einer Freundin, brachten mich dazu, meine Gedanken schriftlich festzuhalten.
Wer oft mit Menschen in Kontakt ist, hat bestimmt schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Jemand redet viel und gerne – über sich. Nicht nur das, jeder Satz dem der Gegenüber sagt, wird gebraucht um wieder über sich zu reden. Soviel zum Thema “zuhören können.” Sagst du: “Ich hatte diese Woche Kopfschmerzen.” Heisst es vom Viel-über-sich-selbst-Redner: “Oh ja, ich hatte diese Woche auch Kopfschmerzen.” Erzählst du etwas von deinen Kindern, erzählt er oder sie gleich auch etwas von seinen oder ihren Kindern (und wenn sie nicht Kinder hat, dann von den Grosskindern oder Nachbarskindern). Gehts dir schlecht, gehts dem Gegenüber natürlich auch schlecht. Gehts dir gut, gehts dem anderen auch gut. Jeder Satz von mir, wird zum Sprungbrett um über sich selbst zu sprechen.
Zwei Verhaltensweisen, die ich bei mir beobachtet habe. Erstens: wenn jemand nur von sich selbst spricht, werde ich schweigsam. Wenn jedes Wort von mir nur dazu führt, dass der andere über sich spricht, schweige ich. Meine Worte sind mir zu schade dafür.
Ein zweites: zu schweigen und nicht von sich zu sprechen, wenn jemand mir etwas erzählt, ist eine Herausforderung. Ich merke, dass ich selber dazu neige, gleich etwas von mir zu erzählen, wenn der Gegenüber von sich erzählt. Schweigend zuhören, ohne eigene Erfahrungen und Erlebnisse einzuflechten, ist eine Kunst. Manche beherrschen sie. Andere müssen lernen sich zu beherrschen.
Schweigen – mit meinen Worten geizen, wenn sie für einen Egotrip gebraucht werden und mit meinen Worten geizen, wenn ich zuhöre. Ich wünsche uns die Kunst des Schweigens, wenn unser Gegenüber spricht.

Samstag, 3. Oktober 2015

Ein Anhängsel

Bei Martin Luther, dem deutschen 
Reformator (1483-1546) liegt die Würze in der Kürze. Klar, direkt und unmissverständlich 
sind seine Gedanken, die uns von ihm geblieben sind.
So sagt er zum Beispiel: "Tritt frisch auf! Tu's Maul auf! Hör bald auf!"
In ähnlicher Kürze beschreibt er die Gnade Gottes. Er zeigt, welche Hoffnung uns bleibt, wenn wir immer wieder versagen und verzweifeln, weil unser Glaube nicht stark genung ist. Es nennt sich: 

Meine Hoffnung
Mir ist es bisher – wegen angeborener Bosheit und Schwachheit – unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen.
Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir – um Christi Willen – dieses täglich beweinte Zurückbleiben vergeben wird, so ist es aus mit mir.
Ich müsste verzweifeln, aber das lasse ich bleiben.
Wie Judas an einen Baum mich hängen, das tu’ ich nicht.
Ich hänge mich an den Hals oder an den Fuß Christi wie die Sünderin.
Und wenn ich auch noch schlechter bin als diese, ich halte meinen Herrn fest.
Dann spricht er zum Vater:
“Dieses Anhängsel muss auch durch. Es hat zwar nichts gehalten und alle Deine Gebote übertreten, Vater, aber er hängt sich an mich.
Was soll’s! Ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen.
Das soll mein Glaube sein.

In Psalm 103 finden wir dieselben Gedanken, verbunden mit einem Lobgesang. Die Luther-Bibel nennt es "Das Hohelied der Barmherzigkeit Gottes." 
Das soll auch mein Glaube sein. Ich möchte ein Anhängsel Jesu sein und mich so fest an Jesus hängen, dass ich niemals die Hoffnung verliere. Und diese Hoffnung soll mit Lob und Dankbarkeit vermischt werden.