Donnerstag, 21. Mai 2015

Tomatengnade


reifende Tomaten
“Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.” Dieses Zitat kommt mir jedesmal in dem Sinn, wenn ich meinen Gemüsegarten betrete. Meine Tomatenpflanzen wachsen mir fast über den Kopf und sind schwer beladen mit kleinen reifenden Tomaten. Auch das übrige Gemüse gedeiht und wir geniessen frisches, im eigenen Garten gezogenes Gemüse. Mein Traum vom eigenen Gemüsegarten ist in Erfüllung gegangen. Ich hatte einen Traum. Und wie der dumme Bauer, der ohne viel Wissen und Erfahrung an die Arbeit geht, habe ich meinen Gemüsegarten angelegt.

Hochgewachsene
Tomatenpflanze
Wenn ich die Tomaten betrachte, weiss ich, dass es nicht meiner grüner Daumen ist, der sie so wachsen lässt. Es ist Anfängerglück – wie wir zu sagen pflegen. Oder, der Ausdruck gefällt mir noch besser: es ist Tomatengnade.
Eine ähnliche Tomatengnade beschreibt Philip Yancy in seinem Buch “Spuren der Gnade.” Er schreibt, dass Gott, zu frisch bekehrten Christen netter ist und die schweren Aufgaben denen gibt, die schon mehr Erfahrung im Glauben haben. Yancy beobachtet weiter, dass die Menschen, die am Anfang ihres Glaubensleben stehen, oft die abenteuerlichsten Gebetserhörungen erleben. Sie nehmen Jesus beim Wort, um alles in seinem Namen zu bitten und er wird es ihnen schenken.
Radieschen
grüner Salat
bunter Salat
reifende Tomaten












Diese besondere Anfangsgnade erlebe ich dieses Jahr im Gemüsegarten. Ich geniesse etwas, das mir geschenkt worden ist. Es war nicht mein Talent, meine Begabung oder besonderes Wissen, das die Tomaten gedeihen liess. Es war einfach nur Tomatengnade.
Ich wünsche mir, dass diese erlebte Gnade im Gemüsegarten mein Glaubensleben verändern könnte. Das ich mehr vertraue und mich weniger auf mein Wissen und Talent verlasse. Das ich pflanze und Gott das Gedeihen überlasse. Das schwere Glaubenserfahrungen mich nicht aus der Bahn werfen, sondern mich näher zu Gott bringen.
Tomatengnade erleben wir, wenn wir etwas Neues wagen. Ich ermutige dich, neue und unbekannte Schritte im Glauben an Jesus Christus zu wagen. Etwas zu tun oder um etwas zu bitten, dass du noch nie getan hast. Die alten Vorstellungen über Bord zu werfen und neue Gedanken Raum geben. Gott schenkt Tomatengnade – wenn wir den ersten Schritt machen.

Freitag, 8. Mai 2015

Schuldgefühle – nicht nur am Muttertag

 Folgende Gedanken wurden 2009 in einem Programm bei dem Radiosender ZP 30 von mir gebracht.


Als meine Freundin aus der Studienzeit nach ihrer Arbeit gefragt wurde, schrieb sie:
Arbeitsgeber: meine drei Kinder
Position: Leiterin für häusliche und familiäre Angelegenheiten
Arbeitsbeschreibung: füttern, spielen, tanzen, Computerspiele spielen, zu Spielgruppen fahren, Aufsicht über die Verbreitung der Spielsachen, Baby-Beschützerin, Managerin von Baby stillen, Kleideranzieherin, Windelwechslerin, Naseputzerin, überschwengliche Verteilerin von Umarmungen und Küsse, nie aufhörende Waschfrau.
Und am Schluss fügte sie hinzu: glückliche Mutter.
Diese Liste könnte jede Mutter von uns noch beliebig erweitern. Die Aufgaben einer Mutter sind so zahlreich und vielfältig, dass sie kaum alle aufgeschrieben werden können. Und doch fragt sich manch eine Mutter, ob sie genug für ihre Kinder getan hat. Diese Fragen drängen sich besonders am Abend auf, wenn das Kind oder die Kinder friedlich in ihren Betten schlafen. Sie sehen so unschuldig und hilflos aus, dass unwillkürlich die Zweifel kommen: War ich heute zu streng? Habe ich mir genug Zeit für sie genommen? War ich mal wieder zu nervös?
Diese Fragen können auch am Muttertag auftauchen. Der überschwengliche Lob bei den Muttertagsprogrammen löst vielleicht Schuldgefühle statt Dankbarkeit aus. Schuldgefühle, weil uns bewusst wird, was wir alles unterlassen haben und was wir hätten besser machen können. Schuldgefühle, weil wir uns mit der Beschreibung einer idealen Mutter vergleichen und dabei jämmerlich versagen.
Sind diese Schuldgefühle berechtigt? Bin ich als Mutter wirklich so schuldig, wie ich manchmal glaube zu sein? Hat die Mutter immer schuld, wenn etwas schief läuft?
Meine Antwort: ich weiβ es nicht! Manchmal machen wir uns als Mutter schuldig. Nächstes Mal ist es nur ein Gefühl. Wir fühlen uns schuldig. Ob eine Mutter wirklich Schuld hat oder ob es nur Schuldgefühle sind, kann nicht allgemein beantwortet werden. Jede Mutter/jede Frau muss diese Fragen für sich alleine beantworten. Dazu will ich einige Anregungen geben. Wer sich ausführlicher mit diesem Thema beschäftigen will, dem empfehle ich, dass Buch “Mütter sind nicht immer schuld” von Annemarie Pfeiffer zu lesen.

Ursachen von Schuldgefühlen:
Schuldgefühle können entstehen wenn wir uns mit der Beschreibung einer idealen Mutter vergleichen. Wie ist eine ideale Mutter: sie ist ein Naturtalent (die geborene Mutter), sie kennt die Bedürfnisse ihres Kindes, sie lebt nur für ihre Kinder, sie hat erfolgreiche Kinder, sie macht ihre Kinder glücklich, sie geniesst die Zeit der Mutterschaft und sie macht keine Fehler. Diese Beschreibung ist wie die Latte beim Hochsprung. Sie liegt viel zu hoch und kann trotz aller Anstrengung nicht erreicht werden. Hinterfragen wir doch diese Ideale. Die Antwort lautet: NEIN.
Nein, es gibt nicht die geborene Mutter. Manche Frauen sind mütterlicher als andere. Doch die meisten von uns lernen mit den Jahren, eine Mutter zu sein.
Nein, eine Mutter kann auch nicht alle Bedürfnisse des Kindes kennen und stillen. Es wäre auch nicht gut für das Kind, weil es dadurch zu verwöhnt würde werden. Das Kind lernt, mit Defiziten umzugehen und ist dadurch besser gerüstet für das Leben
Nein, eine Mutter lebt nicht nur für ihre Kinder. Es ist sogar ungesund, wenn Mütter nur für ihre Kinder da sind. Beide brauchen auch einmal Abstand voneinander, um sich dann wieder aneinander zu freuen. Katzenmütter machen das auch. Sie stehen irgendwann einfach mal auf, legen sich in einer gewissen Entfernung wieder hin und erholen sich.
Erfolgreiche Kinder sind nicht unbedingt erziehbar. Jedes Kind kann nur die Gaben entfalten, die Gott ihm gegeben hat. Und: jede Person ist dafür verantwortlich, ob er diese Gaben entwickelt oder nicht. Schuld daran ist nicht die Mutter.
Es ist nicht die Hauptaufgabe einer Mutter, ihre Kinder glücklich zu machen. Glück und Zufriedenheit kann erlernt werden. Als Mutter können wir mit unseren Kindern gemeinsam lernen, glüchlich und zufrieden zu leben, trotz schwierigen Verhältnissen.  Doch Glück ist letztendlich ein Geschenk von Gott.
Ist Mutterschaft ein einziger Genuss? Nein. Wie in jeder Beziehung gibt es die guten und die schlechten Tage. Wenn wir uns einreden, wir müssten jeden Tag als Mutter genießen, werden wir mutlos werden.
Und ein letztes groβes NEIN. Eine Mutter ist nicht perfekt. Eine Mutter macht Fehler. Das ist sogar vorteilhaft für die Kinder. Sie lernen dadurch, dass auch sie nicht perfekt sind. Und  sie lernen an unserem Beispiel, wie wir mit Fehlern umgehen. Die Herausforderung liegt also darin, wie wir mit unserem Versagen umgehen.
Das sind jetzt einige Ursachen von Schuldgefühlen. Schuldgefühle können durch verschiedene Situationen ausgelöst werden. Die Frage ist, ob die Mutter sich schuldig gemacht hat oder ob sie sich nur schuldig fühlt.
Unsere fast dreijährige Tochter ist zur Zeit im Trotzalter. Neulich war ich mit meiner Weisheit am Ende. Während ich unseren Sohn stillte, war ich ziemlich wütend über sie und überlegte, was ich mit ihr tun sollte. Dabei merkte ich, dass ich mir aus Frust härtere Strafen ausdachte, als notwendig waren. In dem Moment kam sie ins Zimmer, brachte mir ungefragt ein Glas Wasser, umarmete mich und lächelte mich an. Meine Wut und der ganze Frust schmolzen dahin und Schuldgefühle nahmen Platz. Schuldgefühle über meine Wut und meine Frustration.

Berechtigung von Schuldgefühlen
Die Frage ist, sind diese Schuldgefühle berechtigt? Habe ich mich ihr gegenüber schuldig gemacht? Oder ist es nur ein Gefühl, dass mir sagt, dass ich schuldig bin? Gefühle können ja bekanntlich täuschen.
Annemarie Pfeiffer hat sich in ihrem Buch “Mütter sind nicht immer schuld” diese Frage auch gestellt. Ist es echte Schuld oder unangebrachte Beschuldigungen? Durch einige Fragen, kann diese Unterscheidung gemacht werden.
Erstens: Habe ich wissentlich ein biblisches Gebot übertreten? Manchmal entstehen Schuldgefühle, weil wir anders handeln, als die Gesellschaft es uns vorschreibt. Wenn wir anders reagieren oder erziehen als die Allgemeinheit es tut, können Schuldgefühle entstehen. Doch wenn mein Verhalten und meine Erziehung mit der Bibel übereinstimmt, brauche ich kein schlechtes Gewissen haben.
Übrigens, die Bibel gibt uns Eltern nur wenig konkrete Anweisungen zur Kindererziehung. Manchmal wünschte ich mir, es würde in Kapitel 14, Vers 2 stehen, wie ich z.B. mit dem Verhalten meines Sohnes umgehen sollte. Doch die Anweisungen sind eher allgemein: wie wir Kinder respektieren, lehren und strafen sollen. Wie wir sie in Gottes Wort unterrichten und ein Vorbild sein können. Doch wie wir das praktisch jeden Tag tun, das hat Gott uns überlassen.
Zweitens: Wird von mir etwas Unmögliches verlangt? Annemarie Pfeiffer schreibt dazu: “Mütter sind auch nur Menschen und haben das Geschick ihrer Kinder nicht allein in ihrer Hand. Leider gibt es Ereignisse im Leben, die ich nicht beeinflussen kann und vor denen ich die Kinder nicht schützen kann. Wenn etwas passiert, ist es nicht meine Schuld.”
Drittens: Wie weit reicht mein Einfluss? Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten und bestimmen schon von jung, wie sie sich benehmen wollen. Trotz sorgfältiger Erziehung, können sie Entscheidungen treffen, die uns nicht gefallen oder die unangenehm sind. Die Schuld dann gleich bei der Mutter zu suchen, hilft nicht weiter. Das Kind (ob jung oder älter) hat die Entscheidung getroffen, nicht die Mutter oder der Vater. Gerne wird die Schuld bei den Eltern gesucht. Dann heißt es: “Hätten die Eltern doch...” und dann kommen viele gute Ratschläge. Auch Kinder neigen dazu zu sagen: “Wenn ihr doch dieses oder jenes getan hättet, dann...” Natürlich entstehen durch solche Aussagen Schuldgefühle. Doch viele Beispiele zeigen, dass Kinder aus schlimmen Verhältnissen hervorragende Persönlichkeiten wurden. Sie hatten die Entscheidung getroffen, trotz allem, das Beste aus ihren Leben zu machen. Andere Kinder, die alle Möglichkeiten hatten, machten jedoch nichts oder nur wenig aus ihrem Leben. Die Entscheidung, wie wir mit dem Leben umgehen, liegt bei einer jeden einzelnen Person. Wenn wir älter sind, können wir die Schuld nicht mehr bei unseren Eltern suchen. Wir müssen uns entscheiden, wie wir mit dem, was wir erlebt haben, umgehen wollen. Verbittern oder das Beste daraus machen. Unsere Kinder müssen diese Entscheidung eines Tages auch treffen. Der Einfluss einer Mutter reicht weit und doch ist er nicht ausschlaggebend für das weitere Leben.
Wenn wir unsere Schuldgefühle hinterfragen, können wir feststellen, ob es sich um echte Schuld handelt oder um falsche Beschuldigungen. Dabei kann manchmal auch das Gespräch mit dem Ehepartner oder einer Freundin sehr befreiend wirken. Wenn wir dann echte Schuld erkennen, dürfen wir diese bekennen und Vergebung erleben.

Zum Schluss noch eine Aufforderung und eine Ermutigung:
Die Bibel fordert uns in 1. Thessolonicher 5,21 auf, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Als Menschen neigen wir dazu, alles zu prüfen und das Negative zu behalten. Besonders am Muttertag oder wenn wir über unser Muttersein nachdenken. Was habe ich als Mutter gut gemacht? Was habe ich als Mutter falsch gemacht? Das Gute beibehalten und aus den Fehlern lernen und es nächstes Mal besser machen. Wir sind nicht perfekt. Und wenn wir die perfekte Mutter wären, müssten unsere Kinder sich trotzdem für ihren eigenen Lebensweg entscheiden – das können wir zwar beeinflussen, aber nicht bestimmen.
Und ein letztes: das Bild aus Jesaja 40, Vers 11 gibt mir immer wieder neue Kraft und Mut. Da heißt es  so: “Er (Gott) führt sein Volk wie ein guter Hirte, der die Lämmer auf seinen Arm nimmt und an seiner Brust trägt und der die Mutterschafe behutsam leitet.”
Gott hält meine Kinder in seinem Arm und er führt mich. Er leitet mich an, wie ich eine gute Mutter für meine Kinder sein kann. Dabei hält er diese aber die ganze Zeit in seinem Arm. Er lässt mich nicht allein mit dieser groβen Aufgabe. Er führt mich. Ich muss nur in seiner Nähe bleiben.
Einen schönen Muttertag – auch ohne Schuldgefühle wünsche ich alle Mütter!

Freitag, 1. Mai 2015

Eine lobende Persönlichkeit

Diese Tage las ich einen Satz, der mich seitdem nicht mehr loslässt. Ich schrieb ihn auf ein Blatt Papier, um ihn nicht zu vergessen. Der Satz lautet “Herr, hilf mir, eine lobende Persönlichkeit zu sein.” Stormie Omartian schrieb ihn in ihrem Buch “365 Gebete die stark machen.”
Mit “lobende Persönlichkeit” meint sie eine Person, die Gott anbetet und lobt. Ich dachte weiter darüber nach. Eine Person, die Gott anbetet und lobt, ist auch eher bereit, Menschen zu loben. Eine Person, die Gott lobt, sieht das Gute im Leben. Sieht seine Grösse und Herrlichkeit. Eine Person, die Gott lobt, ist eine dankbare Person. Sie sieht, was Gott ihr gibt und was das Leben zu bieten hat – auch wenn es durch schwere Zeiten geht. Eine Person, die Gott lobt, anerkennt, wer Gott ist und wer sie vor diesem Gott ist.
Eine lobende Persönlichkeit entwickelt sich kaum von alleine. Es ist eine Sache der Übung und der Gewohnheit. Und Stormie Omartian zeigt gleich einen praktischen Weg, wie ich eine lobende Persönlichkeit sein kann: ich bitte Gott darum. “Herr, hilf mir eine lobende Persönlichkeit zu sein.” Ein Satz. Herr, hilf. Hilf mir, dich anzubeten und zu loben. Hilf mir, dich zu sehen und ich werde dich preisen.
Probiere es aus. Bete jeden Tag diesen Satz und beobachte, wie Gott dir helfen wird, eine lobende Persönlichkeit zu sein.